Das Mittelmeer ist jedes Jahr ein fester Bestandteil des Urlaubsplans vieler Segler und hat sich für viele schon zur zweiten Heimat entwickelt. Mit seiner Sonne, Wärme und milden Brisen, sowie verträumten Hafenorten und herrlichen Ankerbuchten, ist es kein Wunder, dass jedes Jahr Tausende von Crews an die Küsten von Kroatien, Griechenland, Italien, Frankreich und Spanien ziehen, um den Segelurlaub zu genießen. Mit köstlichem Essen, verlockenden Küsten und atemberaubenden Landschaften ist es für viele Segler das Highlight des Jahres. Was soll man wissen, um einen reibungslosen und sicheren Urlaub auf dem Mittelmeer zu verbringen?
Tipp 1: Anmeldung über Funk
In den meisten Mittelmeerhäfen, mit Ausnahme von Griechenland, ist es ratsam, sich vor dem Einlaufen über Funk anzumelden. Einige Marinas sind sogar darauf bestehen, dass man sie vor dem Eintreffen kontaktiert. Dies hat viele Vorteile: Man erspart sich lange Sucherei und wird in der Regel direkt einen passenden Platz zugewiesen bekommen. Außerdem steht ein hilfreicher Marinero bei der Ankunft bereit.
Tipp 2: Römisch-katholisches Anlegen
In der Regel wird beim römisch-katholischen Anlegen mit dem Heck zum Steg gefahren. Um an Bord zu kommen, wird die Badeplattform und eine mitgeführte Stelling – meist eine einfache Bohle – benutzt, anstatt über den Bugkorb zu klettern. Auch Gepäck und Proviant lassen sich einfacher über das Heck an Bord bringen. Nicht nur Anfänger, sondern auch viele erfahrene Segler haben Respekt vor diesem Anlegemanöver. Vor allem wenn es gilt, die breite und lange Charteryacht in eine enge Lücke zwischen andere Boote zu ankern.
Tipp 3: Arbeiten mit Moorings
Beim Rückwärtsanlegen an einer Pier sollte ein Crewmitglied in einer seitlich achtern Position stehen und das Bootshaken bereithalten, um die Mooringleinen hochzuholen. Diese sind am Grund des Hafenbeckens verankert und müssen dann nach vorn zur Bugklampe gezogen werden. Um sich vor Verletzungen durch die groben, manchmal glitschigen Leinen zu schützen, sollte man Arbeitshandschuhe tragen. Die Mooring wird richtig auf Spannung gebracht, indem man Lose auf die Achterleinen gibt, das Boot vorwärtsfährt, die Mooring durchholt und belegt und anschließend mit Maschine zurück zur Pier verholt wird. Danach die Achterleinen belegen. Hinweis: Vermeiden Sie, das Boot rückwärts anzulegen, wenn die Badeplattform abgeklappt ist – die kann im Falle einer Kollision mit der Pier nicht standhalten.
YACHTING.COM TIPP: Sind Sie an diesem Thema interessiert? Ausführlichere Infos über diese Art der Verankerung finden Sie in unserem Artikel Anlegen mit Mooringleinen: Schritt für Schritt.
Tipp 4: Marineros
Marineros sind die oft schnellen und erfahrenen Helfer der Hafenmeister, die ankommenden Besatzungen empfangen, zu ihren Liegeplätzen lotsen und manchmal sogar beim Anlegen unterstützen. In manchen Gebieten fahren sie sogar selbst mit eigenen Booten auf die Yachten zu und helfen beim Manövrieren.
Tipp 5: „Ankersalat“
In vielen kleineren und einfachen Kommunal- und Stadthäfen sowie vor Restaurant- und Tavernenstegen fehlt es oft an Mooringleinen, um das Schiff zu vertäuen. Dies ist insbesondere in Griechenland häufig der Fall. Um das Schiff dennoch anlegen zu können, kommt hier das römisch-katholische Anlegemanöver mit einem Buganker zum Einsatz. Bevor das Anlegen begonnen wird, muss vorher das Hafenbecken nachgeschaut werden, um die erforderliche Kettenlänge abschätzen zu können. Einen Kreis vor der Pier drehen, die Tiefe am Echolot ablesen und anschließend mit reichlichem Abstand zur Pier den Anker fallen lassen. Mit dem Heck voraus möglichst geradlinig an den auserwählten Liegeplatz zurücksetzen und die Ankerkette stramm dichtsetzen. Falls der Anker nicht hält, soll das Manöver wiederholt werden, bevor die Achterleinen belegt werden.
Je mehr Schiffe im Hafenbecken liegen, desto mehr Ankerketten und -leinen sind dort verteilt. Dies kann manchmal dazu führen, dass sich die Ketten und Leinen untereinander verheddern, was als "Ankersalat" bezeichnet wird. Um dies zu lösen, sollte man zuerst den eigenen Anker so weit aufholen, dass die fremde Kette erreichbar wird. Anschließend kann man einen Haken darunter oder Tauwerk durchziehen und dieses an Bord belegen, danach seine eigene Kette fieren und den Anker befreien. Sollte dies nicht funktionieren, bleibt oftmals nur die Möglichkeit, einen Taucher zu beauftragen, das Chaos aufzulösen.
Tipp 6: Ankerhaken
Es wird ein Haken benötigt, der in die Yachtausrüstung gehört, obwohl sie auf Yachten meist nicht vorhanden ist. Er kann verwendet werden, um einen Ankersalat aufzulösen, ohne dass die Crew ins Hafenbecken tauchen muss. Dazu wird der Haken an zwei Leinen befestigt. Die eine Leine dient als Trippleine und wird unter einer der Ankerketten eingehakt. Dann kann mithilfe einer Winsch die Kette angehoben und der darunter liegende Anker eingeholt werden. Durch Anziehen der Trippleine und gleichzeitiges Fieren der anderen Leine wird der Haken dann wieder von der Kette gelöst.
Tipp 7: Wie und wo richtig ankern?
Auf den Balearen oder auch in Kroatien gibt es neben den vielen Häfen zunehmend mehr Mooringbojenfelder. Diese auf dem Meeresgrund verankerten Bojen ermöglichen es, dass Boote einfach angelegt werden können und Seegrasfelder vor dem Durchpflügen durch Anker geschützt werden. In der Regel erfolgt das Anlegen mit Kosten verbunden, aber leider gibt es keine Garantie für einen sicheren Liegeplatz. Es empfiehlt sich daher, wenn möglich selbst in die Tiefe zu tauchen und zu überprüfen, ob die Mooringboje intakt ist und das Grundgewicht ausreichend ist. Es kommt leider gelegentlich vor, dass die Leine verrottet oder das Gewicht am Meeresgrund nicht stark genug ist, um dem Schiff standzuhalten. Im Falle von Schäden ist es schwierig, den Betreiber des Bojenfeldes zur Verantwortung zu ziehen.
Betreiber, die mit einem Boot längsseits kommen, kassieren in der Regel Geld von den Bootseignern. Im Gegenzug nehmen sie den Müll zur Entsorgung an Land mit. Wer lieber frei ankern möchte, sollte mehr als die meist geforderten 150 Meter Abstand zu den Bojen einhalten, da es sonst zu hitzigen Diskussionen mit dem Betreiber kommen kann.
Erfahren Sie mehrere Tipps für Segeln:
Tipp 8: Landleinen
Um in engen oder vollen Ankerbuchten mehr Platz zum Schwoien zu schaffen, werden neben dem Anker zusätzlich Landleinen ausgebracht. Diese sollten, wenn die Gegebenheiten es zulassen, entgegengesetzt der Windrichtung und am Heck belegt werden. Allerdings ist Vorsicht geboten, wenn der Wind sich dreht, da dann das Risiko besteht, dass der Anker ausbricht, wenn starke Windböen seitlich auf das Schiff prallen. Vermeiden Sie, Bäume als Befestigungsmöglichkeit für die Leinen an Land zu nutzen, sondern wählen Sie stattdessen möglichst große Felsbrocken ohne scharfe Kanten! An vielen Orten sind Eisenringe vorhanden, die man für die Leinen verwenden kann.
Tipp 9: Badezonen
Es ist verboten, in abgesperrten Badezonen, die mittels Bojen oder Bändern markiert sind, mit einem Schiff oder Dingi mit laufendem Motor zu fahren. Manchmal gibt es jedoch eine Schneise durch die Badezone oder einen Dingi-Steg, über den man anlanden kann. Wer gegen dieses Verbot verstößt, riskiert nicht nur Gefahren für Schwimmer, sondern muss auch mit einer empfindlichen Geldstrafe rechnen.
Tipp 10: Mistral
Der Mistral ist ein kalter Wind, der an der Küste von Frankreich und Italien, dem Toskanischen Archipel, dem Seegebiet zwischen den Balearen und Korsika sowie in Genua aus Nordwest bis Nordost weht. Er kann starke Windstärken erreichen und daher ist es ratsam, regelmäßig Wettervorhersagen zu überprüfen, bevor man sich in einem potenziell gefährdeten Revier aufhält. Da sich der Mistral einige Tage vorher ankündigt, kann man sich rechtzeitig in einen sicheren Hafen begeben und dort einige Tage warten, bis das Wetter sicherer wird.
Tipp 11: Wind Bora und Jugo
Eine Bora ist ein Mittelmeerwind, der aus nördlicher bis nordöstlicher Richtung weht und teils sehr harte Böen mit sich bringt, die kalt und trocken sind. Sie ist besonders an der Ostküste der Adria, vor allem in Slowenien und Nordkroatien, zu finden. Wenn Anzeichen auf eine baldige Bora hinweisen, empfiehlt es sich, die Segel zu reffen und die lokalen Meteodienste zu konsultieren, welche meist einen Tag im Voraus eine Warnung vor dem Starkwind aussprechen. Um sicherzugehen, sollte bei einer angesagten Bora der Aufenthalt im Hafen bevorzugt oder der nächste sichere Hafen angesteuert werden.
Bora - ein kräftiger und kalter Nord- bis Nordostwind
Der südöstliche, feuchte Wind Jugo, auch als Scirocco bekannt, wird häufig von gelblichen Wolken und Regenstürmen begleitet, die auch heftige Gewitter bringen können. Der Wind ist oft mit einer Menge Sandstaub vermengt, der die Sicht beeinträchtigt. Im Gegensatz zur Bora, die sich plötzlich aufbaut, dauert es beim Jugo mehrere Tage, bis er seine volle Stärke erreicht. Damit besteht ausreichend Zeit, um in einem sicheren Hafen Zuflucht zu suchen.
YACHTING.COM TIPP: Im Mittelmeerraum trifft man nicht nur auf den Mistral, Bora und Jugo, sondern auch auf andere Windarten. Wissen Sie nicht, welche das sind? Mehr erfahren Sie in unserem Artikel Die 7 häufigsten Winde, die im Mittelmeer vorkommen.
Tipp 12: Windwirbel
In der Spätsaison können sich in bestimmten Regionen kleinräumige Windwirbel bilden, die Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 500 Stundenkilometern erreichen und schwere Schäden anrichten können. Es kommt manchmal sogar vor, dass mehrere Wirbel gleichzeitig entstehen, aber in unterschiedliche Richtungen rotieren. Falls beim Segeln ein solcher Wirbel entdeckt wird, sollte man seine Zugbahn beobachten und versuchen, Abstand zu gewinnen. Sollte sich der Rüssel jedoch nähern, ist es ratsam, die Segel zu bergen, den Motor anzulassen und in die entgegengesetzte Richtung davonzufahren.
Tipp 13: Düsenwirkung
Der Wind beschleunigt sich, wenn er durch eine Engstelle gedrückt wird. Beispiele hierfür sind die Straßen von Bonifacio und Messina, welche die Inseln Korsika und Sardinien sowie das italienische Festland und Sizilien voneinander trennen. Es ist ratsam, in solchen Regionen frühzeitig einzureffen, da man an den weißen Wellenkämmen, die den Windzug anzeigen, erkennen kann, dass sich die Windgeschwindigkeit erhöhen wird.
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Tipp 14: Regionale Regeln und Gebräuche
Zum Beispiel auf Sardinien bestehen lokale Regelungen, nach denen man mindestens 100 Meter Abstand zu Felsküsten, 200 Meter zu Sandstränden und 300 Meter zu Hafeneinfahrten halten muss. Es empfiehlt sich, vor Ort den Vercharterer zu fragen, um sicherzugehen, dass man sich an die Regeln hält. Sollte man diese dennoch nicht einhalten, kann eine Geldstrafe drohen. Deshalb ist es ratsam, lieber etwas mehr Abstand als nötig einzuhalten, anstatt sich im Zweifelsfall mit der Polizei auseinandersetzen zu müssen, die letztendlich immer Recht hat.
Tipp 15: Kulinarische Abenteuer
An Kroatiens Küste und auf vielen Inseln findet man kleine Restaurants, die mal rustikal und mal fein sind. Dazu gehören meistens Stege oder Mooringbojen, an denen man kostenlos festmachen kann, sofern man anschließend im Restaurant einkehrt. Genauso verhält es sich mit den Tavernen in Griechenland und den "Buschkneipen" entlang der türkischen Ägäisküste.
Ispod Peke – Traditionelles Oktopusgericht in der kroatischen Küche
JACHTING.COM TIPP: Die traditionelle kroatische Küche bietet eine Vielzahl an köstlichen Spezialitäten. Auf einer Kreuzfahrt kann man diese Gerichte und Getränke auf den verschiedenen Inseln und an den Stränden probieren. In unserem Artikel Was man in Kroatien probieren sollte erfahren Sie zu diesem Thema.
Tipp 16: Aus- und Einklarieren
Wenn man von einem Land in ein anderes segelt, besonders wenn man dabei einen Nicht-EU-Staat in einen EU-Staat oder umgekehrt erreicht, muss man an einem sogenannten Port of Entry aus- und einklarieren. Dies ist zum Beispiel beim Überqueren der Grenze zwischen Kroatien und Montenegro der Fall. Für die Einklarierung sind bestimmte Dokumente erforderlich, darunter eine Liste der Mitsegler mit Namen, Anschrift, Geburtsdatum, Nationalität und Passnummer sowie der Bootsführerschein des Skippers, der internationale Bootsschein, eine Bestätigung des Vercharterers, dass der Skipper die Yacht führen darf, und der Versicherungsnachweis fürs Boot. Während die Einklarierung noch nicht abgeschlossen ist, darf nur der Skipper das Boot verlassen.
Tipp 17: Segeln in geschützten Regionen
Um in einigen geschützten Regionen, wie dem Maddalena-Archipel im Norden Sardiniens, dem Cabrera-Eiland vor Mallorca oder den Kornaten vor der kroatischen Küste segeln zu dürfen, ist eine Genehmigung erforderlich. Sie kann online, im Hafen der Umgebung oder in Kroatien im Nationalpark erworben werden. Der Vercharterer kann auch dabei helfen, die Genehmigung vorab zu besorgen. Für die Ansteuerung von Cabrera ist es ratsam, vor dem Törn eine Reservierung vorzunehmen, da dort die Plätze begrenzt sind. Die Genehmigung ist je nach Park teilweise kostenpflichtig, allerdings ist sie vor Ort in Kroatien deutlich teurer.
Insellandschaft mit altem Gebäude auf Cabrera
Tipp 18: Yacht-Versicherung
Vor dem Einlaufen in einigen Häfen, wie dem französischen Antibes an der Côte d’Azur, muss eine Bestätigung der Yacht-Versicherung per E-Mail erfolgt sein. Es empfiehlt sich, das Dokument auf dem Smartphone oder dem Tablet bereitzuhalten, da man andernfalls die Einfahrt in den Hafen verweigert bekommen könnte.
Tipp 19: Hochsaison vs. Nebensaison
Während der Sommermonate Juli und August sind beispielweise die Marinas entlang der Côte d’Azur, auf Mallorca und auf Sardinien sehr belebt und daher die teuersten. Wenn man aber außerhalb der Hochsaison reist, sinken die Preise, während die Anzahl der freien Liegeplätze zunimmt. Wer trotzdem zur Hochsaison unterwegs ist, sollte rechtzeitig einen Platz reservieren oder am früheren Nachmittag anlegen.
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Tipp 20: Günstiger Yachtliegeplatz an der Moll Transit
In vielen Revieren kann man Geld sparen, wenn man statt einer privaten Yachtmarina einen öffentlichen Hafen ansteuert. Beispielsweise gibt es auf Mallorca die sogenannte Moll Transit, die aus zehn einfach gehaltenen Anlagen besteht. Hier kann man auf der Webseite www.portsib.es für drei Tage einen Liegeplatz buchen. Obwohl die Seite auf Spanisch ist, reicht es aus, die Browserfunktion zum Übersetzen zu nutzen, um zu verstehen, was zu tun ist. Dieser Aufwand lohnt sich, da die Liegeplatzkosten an der Moll Transit bis zu zwei Drittel günstiger sind.