Ankertipps im Freien: Enge Buchten, Strömungen und Wellenschlag

Ankertipps im Freien: Enge Buchten, Strömungen und Wellenschlag

Entdecken Sie wertvolle Ratschläge und Techniken zum Ankern in wilden Gewässern und lernen Sie sicher zu verankern.

In beliebten Segelrevieren wie Kroatien und Griechenland müssen Segler nur selten ankern. In Griechenland gibt es zwar eine besondere Methode des Anlegens an städtischen Molen, die etwas Geschick erfordert – wir haben diese hier ausführlich beschrieben. Doch in den meisten Fällen ist das Anlegen recht unkompliziert. Und falls Sie unsicher sind, können Sie jederzeit unseren detaillierten Leitfaden zum Ankern und Festmachen lesen.

Doch was tun, wenn Sie in einer Situation sind, in der herkömmliche Methoden nicht genügen? Werfen wir einen Blick darauf, wie man sie bewältigt.

Wie man in einer engen Bucht ankert

Zunächst versuchen wir stets, Ankerplätze mit ausreichend Platz zu wählen. Je enger die Bucht, desto größer das Risiko, dem Ufer gefährlich nahe zu kommen. Bevorzugen Sie also weitläufigere Buchten, um beim Wenden nicht in Gefahr zu geraten, mit dem Ufer zu kollidieren oder auf Grund zu laufen. Es gibt jedoch Situationen, in denen das Ankern in einer engen Bucht unumgänglich ist, wie zum Beispiel in den norwegischen Fjorden oder in Patagonien. 

In solch beengten Verhältnissen möchten wir natürlich nicht, dass das Boot abdriftet oder sich dreht. Deshalb ist es wichtig, es fest zu vertäuen. Um dies zu erreichen, sollten Sie einen Anker nutzen und Ihr Boot an einem stabilen Gegenstand am Ufer befestigen.

Für kleinere Segelboote kann oft ein in den Boden getriebener Pfahl oder ein Ankerkorken ausreichen. Bei größeren Booten benötigen Sie jedoch etwas Robusteres. Dabei geht es nicht nur darum, dass das Objekt stabil genug ist, sondern auch, dass Sie nicht gegen örtliche Vorschriften verstoßen. Während es mancherorts akzeptiert wird, an Bäumen festzumachen, kann dies in anderen Ländern als Verstoß gelten. (Beispielweise in der tschechischen Binnenschifffahrtssicherheitsverordnung ist es ausdrücklich verboten, Boote an Bäumen, Geländern und ähnlichem zu befestigen.) Informieren Sie sich also stets über die lokalen Regelungen.

Illustration eines Segelboots und Ankern, Festmachen am Ufer, Quelle: https://www.sailmagazine.com/cruising/sketchbook-stern-anchoring

Anlegen des Hecks am Ufer

Nachdem wir die rechtlichen Fragen geklärt haben, wenden wir uns der Verankerung zu. Üblicherweise dienen Bäume als Ankerpunkte. Es ist jedoch wichtig sicherzustellen, dass der Baum stabil ist und keine Fäulnisanzeichen aufweist. Unabhängig davon, ob Sie am Stamm oder an kräftigen Wurzeln befestigen, denken Sie daran: Behandeln Sie den Baum mit Respekt und überlegen Sie genau, womit Sie ihn festbinden. Ideal ist ein breiter Gurt mit einer Schlaufe, an dem eine Festmacherleine oder ein robustes Seil befestigt werden kann, welches den Baum nicht scheuert. Metallketten sollten vermieden werden.

Haben Sie einmal das geeignete Seil ausgewählt, müssen Sie es ans Ufer bringen. Da es nicht immer möglich ist, direkt ans Ufer zu gelangen, könnte jemand benötigt werden, der das Seil mit einem Schlauchboot an Land bringt. Achten Sie darauf, dass ein ausreichend langes Seil am Heck des Bootes angebracht ist. Für mehr Sicherheit, insbesondere bei unvorhersehbaren Bedingungen, ist es ratsam, zwei Seile (eines an der Backbord- und eines an der Steuerbordseite) zu verwenden und an zwei unterschiedlichen Stellen am Ufer zu befestigen.

YACHTING.COM TIPP: Stellen Sie sicher, dass Sie alle 9 wichtigen Knoten für Segler kennen. Diese sind sowohl für den Alltag als auch für unerwartete Situationen beim Segeln unerlässlich. 

Setzen Sie den Anker rund 50 Meter vor dem gewünschten Ankerplatz ins Wasser und bewegen Sie das Boot rückwärts in Richtung der ausgewählten Position. Führen Sie dann das Seil ans Ufer und befestigen Sie es am vorgesehenen Punkt. Bedenken Sie, dass Sie den Anker später nachjustieren werden, lassen Sie daher das Seil zunächst etwas lockerer. Es ist stets einfacher, das Seil nachträglich straff zu ziehen, als ihm später mehr Länge zu geben. Nachdem Sie Ihr Boot korrekt ausgerichtet haben, geben Sie die Ankerkette langsam frei, bis Sie merken, dass der Anker greift. Achten Sie darauf, dass Ihre Festmacherleinen straff und die gewählten Ankerpunkte stabil sind.

Mit dieser Methode können Sie beruhigt die Nacht in einer engen Bucht oder nahe anderer Schiffe verbringen.

Segelboot in einer engen Bucht mit nur Seilen zum Ufer, klares Wasser

Segelboot in einer engen, weichen Bucht, nur mit Seilen an Bug und Heck festgemacht, ohne Anker

Verankerung in einem Kanal mit Strömung

 Das Ankern in einem Kanal mit starker Strömung ist sicherlich nicht ideal und sollte bestenfalls vermieden werden. Sollten Sie dennoch aus irgendeinem Grund in solch einer Umgebung ankern müssen, benötigen Sie zwei Anker: den Standardanker am Bug und einen weiteren am Heck. Normale Charter-Segelboote sind jedoch meist nicht mit zwei Ankern ausgestattet, und ehrlich gesagt, werden Sie selten in eine Situation geraten, in der ein zweiter Anker notwendig ist. Einige Boote verfügen über einen Seeanker (mehr über diesen und andere Anker können Sie hier nachlesen), doch dieser ist für diese Situation ungeeignet. Gelegentlich findet sich ein kleinerer Ersatzanker an Bord, aber es bleibt fraglich, wie sehr man sich bei einer wirklich starken Strömung auf ihn verlassen kann. 

Dennoch gibt es Orte auf der Welt, an denen das Ankern trotz starker Strömungen üblich ist. Nehmen Sie zum Beispiel Puntarenas in Costa Rica. Dort hat der örtliche Yachtclub Bojen platziert, zwischen denen das Boot sowohl vorne als auch hinten befestigt wird. Dies ist besonders praktisch, da die Hafenbesatzung Ihnen beim Anlegen helfen muss. Überraschenderweise bleibt das Boot auf diese Weise stabil – selbst wenn die Strömung bei Ebbe ihre volle Kraft entfaltet.

YACHTING.COM TIPP: Sie sind noch nicht mit Strömungen vertraut oder unsicher, wie Sie diese erkennen können? Dann lesen Sie unseren Leitfaden Strömungen im Mittelmeer zum sicheren Erkennen und Navigieren. 

Wenn Sie aus irgendeinem Grund in einer Strömung ankern müssen, sollten Sie folgendermaßen vorgehen: Beginnen Sie mit dem Setzen des Heckankers. Wahrscheinlich benötigen Sie eine Kette, die doppelt so lang ist wie gewöhnlich, um ausreichend Spielraum zu haben. Befestigen Sie bei Bedarf ein zusätzliches Seil daran. Gehen Sie anschließend zum Bug und setzen den Buganker. Nachdem dieser platziert ist, ziehen Sie ihn fest, bis er sich verankert hat. Achten Sie dabei darauf, dass das Seil des Heckankers straff bleibt. Regulieren Sie die Spannung, indem Sie sie je nach Bedarf lockern oder anziehen. Dieser Vorgang ist sicherlich keine Ein-Mann-Aufgabe. Denken Sie daran, die Anker regelmäßig zu überprüfen, um ihre Position zu sichern. 

Illustration eines Segelboots und eines Liegeplatzes, Quelle: https://vanislemarina.com/news-blog/bow-and-stern-anchoring-best-practices/

Verankerung mit zwei Ankern

Liegeplätze mit Wellenbrecher

Idealerweise wählen wir zum Ankern ruhige Buchten aus, in denen es kaum Wellengang gibt. Leider erleben wir jedoch immer wieder Ankerbuchten, in denen die Wellen das Boot ständig zum Schwanken bringen. Ein bemerkenswertes Beispiel hierfür ist der Ankerplatz auf der Insel Santa Cruz in den Galapagosinseln. Solche Orte können Seekrankheit auslösen. Daher ist es wichtig, die Bewegung des Bootes so weit wie möglich zu reduzieren. 

YACHTING.COM TIPP: Raues Wetter kann dazu führen, dass Ihre gesamte Reise von unangenehmen Wellen begleitet wird. Informieren Sie sich in unserem Artikel darüber, wie Sie bei Wellengang navigieren und manövrieren können. 

Unter solchen Bedingungen sollten Sie zwei Anker ausbringen: einen am Bug und einen weiteren am Heck. Beim Setzen des zweiten Ankers achten Sie darauf, dass der Bug den ankommenden Wellen zugewandt ist. Das garantiert zwar keine vollkommen ruhige Nacht, macht sie jedoch etwas erträglicher. 

Notfallpläne für das Anlegen an heiklen Stellen

Für alle drei Verankerungstechniken sollten Sie stets einen Plan B parat haben. Bei der Verwendung von zwei Ankern kann es notwendig sein, den Heckanker rasch einzuholen oder im Extremfall komplett abzutrennen. Dieser zweite Anker ist nicht immer zuverlässig. Er könnte sich lösen und zu erheblichen Problemen führen.

Wenn sich ein Nachbarboot Ihrem Liegeplatz nähert, sollten Sie sicherstellen, dass dieses weiß, wo Ihre Anker liegen oder wie Ihre Festmacherleinen verlaufen.

Das Ankern erfordert generell Aufmerksamkeit und Wachsamkeit, doch in solchen Situationen sollte diese Vorsicht noch intensiviert werden. Sie haben sich für Anlegetechniken entschieden, die nicht hundertprozentig sicher sind, was das Risiko für Probleme steigert. Bleiben Sie stets über die Wettervorhersage informiert, achten Sie auf Veränderungen in Windrichtung und -stärke und behalten Sie kontinuierlich die umliegenden Boote und Strukturen im Auge.

Sollte etwas nicht in Ordnung erscheinen, seien Sie bereit, den Anker schnell zu lichten und einen neuen Platz zu suchen. Allerdings sollten Sie zuerst ein Boot chartern.

Versuchen Sie, an abgelegenen Orten zu ankern. Ich unterstütze Sie gerne bei der Wahl eines Bootes!

FAQs: Ankern in wilden Gewässern