Segeln: Wie man das Wetter durch Wolkenlesen vorhersagt

Segeln: Wie man das Wetter durch Wolkenlesen vorhersagt

Ein allgemeines Grundwissen der Meteorologie und der verschiedenen Wolkentypen kann Ihnen über das Wetter viel verraten, ohne sich vorher die Wettervorhersage ansehen zu müssen.

Wolken sind nicht nur schön anzusehen, sondern können auch zur Vorhersage des Wetters genutzt werden. Wir sehen sie fast jedes Mal, wenn wir in den Himmel blicken, und sie faszinieren uns seit Anbeginn der Zeit. Künstler haben sich von ihnen inspirieren lassen und anderen die Möglichkeit gegeben, die Entwicklung des Wetters abzuschätzen. Doch man muss kein Meteorologe sein, um die Wolken zu lesen und zu erfahren, welches Wetter zu erwarten ist. Tatsächlich ist dieses Wissen für Segler praktisch unerlässlich. Wie deutet man also Wolken richtig?

10 grundlegende Arten von Wolken und ihre Bedeutung

Die Bildung von Wolken wird durch den Wasser- und Feuchtigkeitsgehalt der Atmosphäre, die Kondensation von Wasserdampf und die Luftbewegung beeinflusst, die alle in der Atmosphärenphysik und Meteorologie untersucht werden. Aber man muss kein Fachmann sein, um Wolken zu verstehen. Alles, was Sie zum Segeln brauchen, ist ein gewisses Grundwissen, und zwar in erster Linie über die 10 Wolkengattungen. Wenn Sie Ihre Crew wirklich beeindrucken wollen, können Sie natürlich auch alles über die 14 Wolkenarten, 9 Wolkenunterarten und 6 Sonderformen lernen.

10 Grundtypen von Wolken in der Atmosphäre.

10 Grundtypen von Wolken in der Atmosphäre

Für die routinemäßige Wettervorhersage ist es jedoch ausreichend, die 10 Grundtypen zu kennen. Diese Typen werden nach ihrer Höhe kategorisiert und danach definiert, wie sie mit dem bloßen Auge erkannt werden können. In dieser Hinsicht gibt es 4 Kategorien:

  • Hochliegende Wolken (5–13 km): Cirrus (Ci), Cirrocumulus (Cc) und Cirrostratus (Cs)
  • Mittelhohe Wolken (2–7 km): Altocumulus (Ac) und Altostratus (As)
  • Tiefliegende Wolken (max. 2 km): Cumulus (Cu), Stratocumulus (Sc) und Stratus (St)
  • Wolken mit vertikaler Entwicklung: Cumulonimbus (Cb) und Nimbostratus (Ns)

Jede dieser Wolken bildet sich unter bestimmten Bedingungen, die sowohl den aktuellen Zustand der Atmosphäre, als auch die Entwicklung des Wetters anzeigen. Jeder Segler sollte zumindest ein elementares Verständnis der Meteorologie haben, für den Fall, dass er einmal keinen Zugang zu den verschiedenen elektronischen Wettervorhersageprogrammen hat. Was also zeigen die Wolken an?

Cirrus (Ci) — Vorhersage von Wetteränderungen

Cirrus-Wolken sind durchscheinende, zarte Wolken, die hauchdünn und federartig sind, und wie Haarbüschel aussehen können (vom lateinischen Wort cirrus, das 'Haarlocke' bedeutet). Sie sind in der Regel schmale Bänder oder Flecken in den obersten Schichten des Himmels, die keinen Schatten auf den Boden werfen.

 

Da sie in hoch gelegenen Regionen mit Temperaturen von bis zu -50 Grad Celsius auftreten, bestehen sie größtenteils aus Eiskristallen. Man erkennt sie auch daran, dass sie durch Lichtbrechung und -reflexion schöne Halos (Lichterscheinungen in der Atmosphäre, die von der Sonne oder dem Mond verursacht werden) erzeugen.


Tipp für Segler: 

Cirrus-Wolken bringen in den allermeisten Fällen keinen Niederschlag mit sich. Dennoch sind sie ein hervorragendes Mittel, um Windrichtung und Windänderungen zu erkennen. Cirrus-Wolken bestehen aus Eiskristallen. Wenn diese Kristalle groß genug sind, fallen sie in niedrigere Höhen, wo sie vom Wind mitgerissen werden. Die daraus resultierende Streifung der Cirrus-Wolken (Cirrus uncinus) ermöglicht es, die Windrichtung und mögliche Windänderungen vorherzusagen. 


Das Ablesen von Cirrus-Wolken ist jedoch etwas knifflig, da die Art und Weise, wie sie sich entwickeln, sowohl stabiles schönes Wetter, als auch eine starke Verschlechterung vorhersagen kann. Generell gilt: Solange die Zirren fein und spärlich sind, kann man sich darauf verlassen, dass die aktuelle Wetterlage stabil bleibt. Werden die Zirruswolken dichter, ist eine Wetterverschlechterung wahrscheinlich.

Zirruswolken sagen viel über die Windrichtung und -änderungen aus.

Zirruswolken verraten viel über die Windrichtung und Änderungen

Trotz ihrer Seltenheit ist eine Cirrocumulus-Wolke sehr leicht am Himmel zu erkennen. Sie ähnelt einer Cirrus-Wolke, aber im Gegensatz zu den dünnen, langen Tröpfchen hat sie die Form von winzigen, regelmäßigen Flocken oder Rippeln. Diese Wolkenart wirft auch keinen Schatten.

 

Cirrocumulus-Wolken können leicht mit Cirrus-, Cirrostratus- und Altocumulus-Wolken verwechselt werden. Da es sich um eine hoch gelegene Wolke handelt, besteht sie aus Eiskristallen und hat ähnliche Eigenschaften wie eine Cirrus-Wolke. Wenn sie auftritt, müssen Sie sich keine Sorgen über mögliche Niederschläge machen. Auch Halo-Effekte können sichtbar werden.

 

Tipp für Segler:

Cirrocumulus-Wolken können sich bei völlig klarem Himmel bilden, oder sich aus Cirrus- und Cirrostratus-Wolken, sowie Altocumulus-Wolken entwickeln. Eine solche Entwicklung deutet darauf hin, dass sich in der Atmosphäre etwas tut und man sich auf einen Wetterumschwung einstellen muss. Cirrocumulus-Wolken treten vor allem in Gebieten auf, in denen hohes Gelände feuchte Luft nach oben drückt, und sind ein Vorbote für den Einzug einer Kaltfront.

Cirrocumulus in der höchsten Ebene des Himmels.

Cirrocumulus-Wolken sehen aus wie kleine Schafe hoch oben am Himmel

Cirrostratus (Cs) — das Wetter kann sich verschlechtern 

Cirrostratus-Wolken sind die dritte Art von hochliegenden Wolken. Sie erscheinen in der Regel als weißer, durchsichtiger Schleier, der einen großen Teil des Himmels bedeckt. Sie sind unbegrenzt und können dem Himmel ein dunstiges Aussehen verleihen.

 

Wie bei den anderen hochliegenden Wolkenarten besteht auch hier keine Gefahr von Niederschlag, da sie aus Eiskristallen bestehen. Sie bedecken oft den gesamten Himmel und erzeugen wunderschöne Halo-Effekte, vielleicht die schönsten, die man von einem Segelboot aus beobachten kann.

 

Tipp für Segler:

Cirrostratus-Wolken bilden sich, wenn sich leichtere, wärmere Luft auf schwerere, kältere Luft legt. Cirrostratus geht in der Regel einer massiven Bewölkung voraus und sagt eine Wetterverschlechterung voraus. Auch wenn der Himmel relativ klar erscheint, Sie aber Halo-Phänomene beobachten, ist dies wahrscheinlich das Ergebnis von Cirrostratus. Sie sollten sich auf eine Wetterverschlechterung einstellen. 

Halo-Effekt - eine Begleiterscheinung des Zirrostratus.

Halo-Effekt - eine Begleiterscheinung des Zirrostratus

Altocumulus (Ac) — Mach dich bereit für einen "Föhn"

Altocumulus-Wolken gehören zu den optisch interessantesten Wolken, insbesondere Altocumulus lenticularis. Sie sind leicht als weiße, graue bis bläuliche oder linsenförmige, rot getönte Wolken zu erkennen.

 

Da es sich um mittelhohe Wolken handelt, bestehen sie nicht mehr nur aus Eiskristallen, sondern auch aus unterkühlten Wassertröpfchen. Sie sind dichter und im Allgemeinen kompakter als hochliegende Wolken. Daher verursachen diese Wolken keine Halo-Phänomene, gehören aber dennoch zu den schönsten Wolken am Himmel.

 

Tipp für segler:

Altocumulus-Wolken, insbesondere Altocumulus lenticularis und Altocumulus stratiformis, bilden sich, wenn der Wind über ein Gebirge mit ausreichender Luftfeuchtigkeit strömt. Wenn Sie also in der Nähe von Land (auf der Leeseite) segeln, wo es Berge gibt, können Sie mit der Bildung von Altocumulus rechnen. Sie gehen mit einem absteigenden, trockenen und warmen Wind einher, der manchmal auch als "Föhnwind" bezeichnet wird. Bereiten Sie sich auf ziemlich starke Windböen vor.

Altocumulus lenticularis-Wolken sehen aus wie Raumschiffe aus einer anderen Welt.

Altocumulus lenticularis-Wolken sehen aus wie Raumschiffe aus einer anderen Welt

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Altostratus (As) — Regen oder Schnee kommt

Altostratus sieht nicht wie eine Wolke aus, sondern wie eine graue, manchmal blau gefärbte, durchscheinende Schicht, die den gesamten Himmel bedeckt. Die Sonnenstrahlen kommen zwar noch durch, aber die Sonne sieht aus, als befände sie sich hinter einem durchsichtigen Vorhang oder Milchglas.

 

Altostratus-Wolken sind uniform, ohne Struktur. Sie können allenfalls ein leicht faseriges oder gebändertes Aussehen haben. Es handelt sich um eine gemischte Wolke, die aus Wassertröpfchen und Eiskristallen besteht, so dass Haloerscheinungen fast nicht vorkommen. Die Sonne oder der Mond erscheinen als Lichtscheibe, in manchen Fällen entsteht eine so genannte Korona. 

 

Tipp für Segler:

Wenn die Altostratus-Wolke gleichmäßig und unveränderlich ist, können Sie stabiles Wetter erwarten. Die Windrichtung lässt sich an den auftretenden Streifen ablesen, da diese durch die Windströmungen verursacht werden. Altostratus ist typisch für eine herannahende Warm- oder Okklusionsfront, die Niederschlag bringt. Wenn jedoch Cumulus- oder Cumulonimbus-Wolken zusammen mit Altostratus auftreten, muss man sich auf eine Kaltfront einstellen, die kühlere Temperaturen, Niederschlag und böigen Wind mit sich bringt.

Altostratus-Wolken kündigen Regen oder Schneefall an.

Altostratus-Wolke kündigt Regen oder Schneefall an

Cumulus (Cu) — meist klar mit möglichen Regenschauern

Cumulus-Wolken sind sehr leicht zu erkennen, sie heben sich wie Schafe von einem strahlend blauen Himmel ab. Sie haben eine flache Basis und eine blumenkohlartige Form an der Spitze, die weiß leuchtet, wenn sie von der Sonne hell angestrahlt wird. Die einzelnen Wolken sind klar voneinander getrennt und schweben gemeinsam in eine Richtung über den Himmel.

 

Cumulus-Wolken entstehen, wenn die Sonnenstrahlen die Erdoberfläche erwärmen und aufsteigende Strömungen die Feuchtigkeit in der Atmosphäre kondensieren lassen. In einigen Fällen können sich Cumulus-Wolken sogar bilden, wenn der Wind über einem Berg aufsteigt und eine Masse feuchter Luft eine größere Höhe erreicht, sich ausdehnt und dann abkühlt.

 

Tipp für Segler:

Cumulus-Wolken sind typisch für stabiles, sonniges Wetter, und es besteht keine Gefahr von Niederschlägen oder Windänderungen, wenn sie auftreten. Da der Wind jedoch zwischen den Wolken abflauen kann, können Sie bei einer Regatta an diesen Stellen mit schönen Böen rechnen, die Ihnen einen Vorteil verschaffen. Der Moment, in dem man aufhorchen sollte, ist, wenn die Cumulus-Wolken zu wachsen beginnen. Cumulus congestus signalisiert herannahenden Niederschlag und Cumulonimbus signalisiert ein herannahendes Gewitter.

Kumuluswolken sind ein Zeichen für ruhiges Segeln.

Kumuluswolken sind ein Zeichen für ruhiges Segeln

Stratocumulus (Sc) — kein Grund zur Sorge

Stratocumulus-Wolken sind sehr leicht mit Cumulus-Wolken zu verwechseln. Sie unterscheiden sich jedoch dadurch, dass Stratocumulus-Wolken eine sehr auffällige vertikale Entwicklung aufweisen und eine etwas andere Form haben, die eher an Kacheln, Felsbrocken oder Kieselsteine erinnert.

 

Stratocumulus sind tief liegende Wolken, die ähnlich wie Cumulus-Wolken durch den Aufstieg warmer Luft in die Atmosphäre entstehen, wo die feuchte Luft dann kondensiert. Sie sind nicht so strahlend weiß wie Cumulus-Wolken, können grau erscheinen, und dunklere Flecken aufweisen.

 

Tipp für Segler:

Wenn sich Stratokumulus-Wolken anfangen über den Himmel zu strecken, können Sie mit leichtem Niederschlag und geringen Änderungen der Windstärke rechnen. Dieser Wolkentyp bringt jedoch keine signifikanten Veränderungen mit sich, über die man sich auf See Sorgen machen müsste.

Stratocumulus stellen keine Gefahr für Segler dar

Stratocumulus stellen keine Gefahr für Segler dar.

Stratus (St) — Nebel 

Stratus-Wolken sind, ähnlich wie Altostratus-Wolken, nicht klar abgegrenzt, sondern bilden eine einheitliche Wolkenschicht. Sie sind der am tiefsten liegende Wolkentyp und können wie Nebel wirken, da sie normalerweise nur wenige Meter über dem Boden zu finden sind.

 

Diese ziemlich gleichförmigen grauen Wolken weisen keine nennenswerten Details auf und wenn die Sonnenstrahlen sie durchdringen, erscheint die Sonne als hell definierter Kreis ohne Korona. Stratus-Wolken bringen einen leichten Nieselregen oder sehr leichten Schneefall mit sich.

 

Tipp für Segler:

Stratus-Wolken treten häufiger an Land, Küsten und in Gebirgen auf. Wenn Sie diese Art von Inversionswetterlage im Hafen erwischt, und Sie keine Erfahrung mit Navigationsinstrumenten und Markierungen haben, ist es besser, Ihren Segeltörn auf die Nachmittagsstunden zu verschieben. Dann beginnt sich der Stratus aufzulösen und sich die Sicht verbessert sich deutlich.

Stratuswolken bedeuten, dass es sich lohnt, die Reise zu verschieben.

Stratuswolken bedeuten, dass es sich lohnt, die Reise zu verschieben

YACHTING.COM TIPP: Leuchttürme sind ideal für die Navigation bei Nebel. Werfen Sie einen Blick auf 15 Leuchttürme, die man besuchen muss.

Mehrschichtige Wolken

Hohe, mittlere und niedrige Wolken treten nur innerhalb ihrer jeweiligen Bandbreite auf. Es gibt jedoch auch Wolken, die diese Ebenen vertikal durchqueren. Zwei von ihnen sind in der grundlegenden meteorologischen Klassifizierung enthalten:

 

  • Cumulonimbus (Cb): eine Wolke, die sich von der niedrigen über die mittlere bis zur hohen Ebene ausdehnt — ein Zeichen für einsetzenden Niederschlag und Teil einer Kaltfront.
Cumulonimbus ist eine Niederschlagswolke.

Cumulonimbus ist eine Niederschlagswolke

  • Nimbostratus (Ns): eine Wolke, die sich von der mittleren Ebene bis in die niedrigen und hohen Ebenen ausbreiten kann — sie verursacht anhaltende und intensive Niederschläge und ist mit allen Arten von Frontensystemen verbunden.
Nimbostratus.

Nimbostratus

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