Kann man mit einem Charterboot Landesgrenzen überschreiten?

Sie segeln an der türkischen Ägäis-Riviera, nur einen Katzensprung von der griechischen Insel Kos entfernt, und Sie denken darüber nach, auf die andere Seite zu wechseln. Ist das überhaupt möglich, oder ist es ein riskantes Unterfangen, das eine saftige Strafe nach sich ziehen könnte? Was sind die Besonderheiten bei der Überfahrt zwischen den Ländern, ist es überhaupt erlaubt, ein Boot zu mieten, und wenn ja, was muss man dafür tun? Das erfahren Sie in unserem Artikel, in dem wir auch Tipps zu den Zielen geben, an denen man mehrere Länder erkunden kann.

Warum einen Segelurlaub in mehreren Ländern in Erwägung ziehen?

Sammeln Sie neue Segelerfahrungen

Längere Törns bringen Ihnen neue Segelerfahrungen und bereichern Ihr Know-how. Denn in der Regel müssen Sie über Nacht segeln, den Schiffsverkehr im Auge behalten, mit Hilfe von Seekarten navigieren, und generell Ausschau halten. All dies wird Ihre Segelkenntnisse auf die Probe stellen, und Sie werden eine andere Art des Segelns erleben, als das ziellose Herumfahren in Buchten und an Stränden am helllichten Tag.

Erleben Sie mehrere Orte und Kulturen in einem Urlaub

Sie segeln in Griechenland, fühlen sich aber auch von der antiken Architektur der nahe gelegenen türkischen Küste angezogen? Das wundert uns nicht. Sie werden auf einer Reise zwei völlig unterschiedliche Kulturen kennenlernen. Außerdem liegen einige Reiseziele buchstäblich nur einen Steinwurf voneinander entfernt. Zum Beispiel die griechische Insel Kos von der türkischen Grenze aus, oder Dubrovnik von Montenegro aus. Warum also nicht einmal einen Blick über die Grenze wagen?

Erlaubnis für Bootscharterunternehmen

Es ist nicht möglich, pauschal zu sagen, ob Sie mit einem gecharterten Boot über die Landesgrenzen hinaus fahren dürfen oder nicht. Sie sollten sich in jedem Fall vorab beim Vercharterer erkundigen, ob die Einfahrt in internationale Gewässer erlaubt ist. Unser Verkaufsteam wird Ihnen dabei während des Buchungsvorgangs helfen. Wir raten wirklich davon ab, ohne die Zustimmung oder Genehmigung des Vercharterers über die Grenzen zu segeln.

Zollabfertigung: 2 notwendige Schritte für den Grenzübertritt auf See

Wenn Sie von einem Land in ein anderes segeln, müssen Sie vor der Abreise aus dem Land, in dem Sie sich befinden, auschecken und bei der Ankunft in einem anderen Land sofort einchecken. Wie sieht das Verfahren im Einzelnen aus?

1. Auschecken von Schiff und Besatzung: Ausreisehafen

Sie sollten am letzten Ort, an dem Sie sich in diesem Land aufhalten (Zollhafen), formell auschecken. Das Abfertigungsverfahren ist oft sehr schnell, normalerweise wird das Boot nicht durchsucht, und die Pässe der Besatzung werden von den Sicherheitskräften nur kurz überprüft.

Allerdings müssen Sie einen Ausreisehafen finden. In Kroatien ist dies zum Beispiel Komiza auf der Insel Vis oder Cavtat. Die Navionics-App kann Ihnen helfen, Zollhäfen zu finden.

2. Einchecken des Bootes und der Besatzung: Einreisehafen

Die Registrierung ist ein notwendiger Bestandteil des Verfahrens für den legalen Aufenthalt eines Bootes in einem fremden Land. Die Behörden werden wahrscheinlich eine Gebühr von Ihnen verlangen. Es hängt von dem jeweiligen Land und oft auch von den einzelnen Beamten ab, wie schnell und effizient sie das Registrierungsverfahren abwickeln.

"In Griechenland dauerte die Bearbeitung der Einreisedokumente etwa drei Stunden, während in Montenegro alles in etwa 15 Minuten erledigt war", berichtet Seglerin Katka. Ein anderer unserer Kunden berichtete uns, dass es in Cavtat, Kroatien, etwa 20 Minuten dauerte, ein Boot aus Griechenland einzuchecken.

"Abgesehen von den Covid-Kontrollen war es in Ordnung. Ich legte die Abfertigung vom letzten Hafen vor, füllte die Zollerklärung aus, dass ich keine Waren einführe, zeigte die Pässe der Besatzung vor, und das war alles. Es dauerte etwa 15 bis 20 Minuten", so der erfahrene Kapitän Jan.

Bevor der Kapitän alle Formalitäten mit den örtlichen Behörden erledigt, bleibt die Besatzung idealerweise auf dem Boot, das mit der gelben Q-Flagge (Quebec) aus den maritimen Signalflaggen versehen ist. Diese Flagge sollte zur Ausrüstung des Bootes gehören, die Sie bei der Übernahme des Bootes immer überprüfen müssen. Diese Flagge zeigt anderen Booten und den örtlichen Behörden an, dass alle Personen an Bord in Sicherheit sind und Sie um Erlaubnis zum Anlanden bitten. Sie wird so hoch wie möglich unter der Steuerbordspreize gehisst. Nach dem erfolgreichen Einchecken hissen Sie anstelle dieser Flagge die Flagge des Landes, in dessen Gewässer Sie eingefahren sind.

Wenn Sie sich über die Regeln für das Hissen von Flaggen auf einer Yacht nicht im Klaren sind, lesen Sie unseren Artikel – Welche Flaggen man hissen sollte und wo man sie an seinem Boot anbringt.

Erforderliche Dokumente für die Zollabfertigung mit einem Boot

Für die Zollabfertigung benötigen Sie die folgenden Dokumente. Sie können je nach Land leicht variieren, aber das Wesentliche bleibt das Gleiche.

• Dokumente des Bootes, die Ihnen vom Vercharterer ausgehändigt werden
• Reisepässe oder Personalausweise für alle Besatzungsmitglieder (je nachdem, ob Sie in der EU segeln)
• Kapitänslizenz
• Abfertigungsdokument des letzten von Ihnen angelaufenen und verlassenen Hafens
• Besatzungsliste
• Ausgefülltes Zollanmeldungsformular, das Ihnen beim Zoll ausgehändigt wird

Was Sie beim Überqueren von Seegrenzen beachten sollten

In fremde Gewässer zu segeln ist eine großartige Idee, aber es gibt bestimmte Situationen und Regeln, die Sie im Voraus berücksichtigen müssen. Fassen wir die möglichen Risiken und Probleme zusammen.

1. Gültigkeit der Kapitänslizenz

Sind Sie im Besitz eines kleinen Bootsführerscheins mit Offshore-Erweiterung oder eines kroatischen Voditelj Brodice? Achten Sie auf die Gültigkeit und die Einschränkungen. Ein kleiner Bootsführerschein ist nur bis zu einer Entfernung von 1 Meile von der Küste gültig (die Sie bei der Überfahrt wahrscheinlich überschreiten werden), und der Voditelj Brodice ist nur in der Adria gültig (obwohl er manchmal von Charterunternehmen in anderen Ländern anerkannt wird). Es wird wahrscheinlich keine Patrouillen geben, die Sie auf See aufhalten, das Problem entsteht nur, wenn etwas auf dem Boot passiert, und die Versicherungsgesellschaft den Schaden nicht anerkennen will. Vergewissern Sie sich also bei der Buchung Ihres Bootes, dass Ihr Bootsführerschein in allen Ländern, die Sie besuchen wollen, gültig ist.

2. Planen Sie genügend Zeit ein

Wenn Sie eine Kreuzfahrt planen, gilt die Faustregel, dass Sie etwa die Hälfte der Zeit für die Hinfahrt und die andere Hälfte für die Rückfahrt benötigen. Rechnen Sie damit, dass die Fahrt in ein anderes Land mehr Zeit in Anspruch nehmen wird als das übliche Umrunden von Inseln vor der Küste. Planen Sie also Ihre gesamte Reiseroute so, dass Sie rechtzeitig zurückkehren können. Außerdem sollten Sie einkalkulieren, dass zum Beispiel der Wind abflaut und Sie mit Motorkraft segeln müssen (was oft langsamer ist).

3. Versichern Sie Ihre Kaution und den Skipper

Unterschätzen Sie niemals den Wert einer Kautionsversicherung für den Fall, dass auf dem Boot etwas kaputt geht. Glauben Sie uns, eine Kautionsversicherung zahlt sich wirklich aus und kann nicht nur Ihre Nerven, sondern auch eine Menge Geld sparen. Lesen Sie unseren Artikel über 5 Gründe für eine Kautionsversicherung, um herauszufinden, welche Situationen sie abdeckt. Sie können auch eine Reiserücktrittsversicherung abschließen, wenn Sie Ihr Boot bei einem unserer Händler buchen. Wenn Sie segeln, schließen Sie am besten auch eine Skipper-Versicherung ab, denn wir sind auch nur Menschen.

4. Reiseversicherung

Vergewissern Sie sich, dass Sie und alle Besatzungsmitglieder in allen Ländern, die Sie besuchen, durch eine Reiseversicherung abgedeckt sind. Man weiß nie, was alles passieren kann. Selbst ein verstauchter Knöchel oder ein gebrochenes Bein können große Probleme verursachen, wenn Sie in dem Land, das Sie besuchen, nicht gegen Verletzungen und Krankheiten versichert sind. Wenn Sie nur zwischen den Ländern der Europäischen Union unterwegs sind, werden Sie keine Probleme haben. Aber zum Beispiel Montenegro, oder die Türkei sind nicht Teil der EU, und daher gelten dort andere Kosten und Regeln.

5. "Untypische" Gebiete

Wenn Sie durch internationale Gewässer, Kanäle oder entlang der Küsten von Ländern segeln, in denen vor kurzem Krieg herrschte, können Sie auch auf Gebiete mit Minenfeldern stoßen. Das hört sich alles etwas beängstigend an, aber wenn Sie sich regelmäßig die Seekarten ansehen, können Sie sie leicht umgehen. In Albanien zum Beispiel gibt es entlang der Küste eine ganze Reihe solcher Gebiete. In der Türkei und in Griechenland hingegen sind die Gebiete, in denen es während der Flüchtlingskrise Probleme gab, am besten zu meiden.

6. Große Wellen

Sind Sie ein Segler, der nie unter Seekrankheit leidet? Das ist großartig, aber seien Sie darauf gefasst, dass die Wahrscheinlichkeit großer Wellen steigt, je weiter Sie aufs Meer hinausfahren. Diese langen, langgezogenen Wellen haben schon vielen erfahrenen Seglern auf den Magen geschlagen. Deshalb ist es ratsam, rezeptfreie oder verschreibungspflichtige Medikamente mitzunehmen.

Worauf ist bei der Wahl des richtigen Bootes zu achten?

Sie könnten in einem Holzfass um die Welt segeln. Aber wenn Sie sich wohlfühlen wollen, finden Sie hier einige Tipps, wie Sie das richtige Boot auswählen können.

• Füllen Sie Ihr Boot nicht bis zum Anschlag. Wenn es Ihre finanzielle Situation zulässt, sollten Sie vor allem den Salon und sogar eine Kabine frei lassen. So haben Sie mehr Platz, um Ihr Hab und Gut zu verstauen.
• Achten Sie auf die Größe des Wassertanks Ihres Bootes. Die Elan 350 zum Beispiel ist ein großartiges Segelboot, aber weniger als 200 Liter Wasser sind für eine Überfahrt wirklich nicht ausreichend.
• Bevorzugen Sie ein Boot mit einem Stromgenerator. Batterien halten nicht ewig.
• Wenn Sie zu den Seglern gehören, die um jeden Preis segeln wollen, mieten Sie ein Boot mit Gennaker. Wenn der Wind schwach ist, können Sie mit seiner Hilfe trotzdem segeln. Lesen Sie mehr in dem Artikel 5 Gründe, einen Gennaker zu mieten.
• Sie mögen es nicht, auf den Wellen zu schaukeln? Wählen Sie stattdessen einen Katamaran. Er ist stabiler und die Crew wird nicht krank. Außerdem bietet er mehr Platz und ist komfortabler.

Die beliebtesten Routen für einen Segelurlaub

Welche Ziele sind bei Seglern am beliebtesten, wenn es um kurze Überfahrten in fremde Gewässer geht?

1. Von der Türkei (Bodrum) nach Griechenland (Insel Kos)

Diese Überfahrt steht auf dem Reiseplan vieler Segler, die die türkische Ägäis-Riviera ansteuern. Die griechische Insel Kos ist etwa 12 Seemeilen von Bodrum entfernt. Wenn Sie in der Türkei ein Boot mieten, empfehlen wir einen Abstecher nach Kos.

2. Von Kroatien (Dubrovnik) nach Montenegro (Kotor...)

Montenegro ist landschaftlich völlig anders als Kroatien. Möchten Sie in den Bergen wandern, den tollen Yachthafen in der Bucht von Kotor besuchen, oder einfach nur die atemberaubende Landschaft genießen? Von Dubrovnik aus ist Montenegro praktisch um die Ecke.