18 Tipps zur Vorbereitung auf das Ankern im Sturm und zur Minimierung von Problemen

18 Tipps zur Vorbereitung auf das Ankern im Sturm und zur Minimierung von Problemen

Wie sollen wir uns für eine Nacht im Gewitter am Anker vorbereiten und die Risiken minimieren? Wir haben für Sie Tipps und Tricks vorbereitet, die Ihnen einen ruhigeren Schlaf und Sicherheit bei Lösung dramatischer Situationen bringen.

Die meteorologische Situation (nicht nur) im Mittelmeer hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Es ist nicht mehr so, dass das warme Meer, insbesondere die Adria, ein großer Teich ist, in dem einem nichts passieren kann. In den letzten Jahren haben tropische Stürme mit völlig unerwarteten Verläufen diese früher viel ruhigeren Orte in den Sommermonaten heimgesucht. Ein Ankerplatz in der Bucht kann sich über Nacht innerhalb weniger Stunden in eine gefährliche Situation verwandeln. Schützen Sie deshalb Ihr Boot und Ihre Mannschaft vorsorglich mit den folgenden 


Wie kann man sich für schlechtes Wetter auf dem Boot vorbereiten und die Risiken minimieren? Lesen Sie Empfehlungen eines unserer erfahrensten Kapitäne, die Ihnen Ruhe beim Schlaf und Sicherheit beim Lösen dramatischer Situationen bringen.


Sie sind in Ihrem Sommerurlaub auf einem Segelboot in Kroatien in einer Bucht am Anker oder an einer Boje festgemacht. Überall herrscht eine entspannte Ferienatmosphäre. Sie fahren mit dem Paddleboard, lesen ein interessantes Buch am Bootsdeck oder sitzen in einer schönen Hafenkneipe bei hiesiger „Travarica“ und kleinem Macchiato.

 

Das Beiboot mit Aufhängemotor schwimmt auf einer Leine hinter der Yacht, weil die Besatzung ab und zu zu den nicht weit entfernten Klippen zum Schnorcheln fährt. Bimini und Sprayhood sind aufgestellt, um einen viel ersehnten Schatten zu gewährleisten. Auf dem Vorschiff ruht ein großer aufblasbarer Flamingo. Auf dem Reling und den Leinen trocknet gewaschene Kleidung und Badetücher. Es weht ein leichtes Lüftchen mit 5 Knoten (Windstärke 2 Beaufort), das Meer ist ruhig, über den Himmel schwimmen langsam die halbdurchsichtigen Altocumuli.


YACHTING.COM TIPP: Wolken sind nicht nur schön, sie können auch die Zukunft vorhersagen. Man muss kein erfahrener Meteorologe sein, um zu wissen, worauf man sich bei den Wolken am Himmel einstellen muss. Für Segler ist dieses Wissen jedoch fast unerlässlich. Wie kann man also die Wolken lesen? Lernen Sie, wie Sie die Wolken lesen können, um zu sehen, wie das Wetter sein wird.


Die Sonne geht unter, vom Ufer her sind Zikaden zu hören, Möwen fliegen zwischen den unweit ankernden Wasserfahrzeugen. Es ist früher Abend und Sie freuen sich auf den nächsten Tag, an dem Sie sich wieder richtig ausruhen. Nach ein paar Stunden und Gläsern eines echt guten Portweins gehen Sie in Ruhe runter in Ihre Heckkabine schlafen...

 


Sommerbehagen auf der Yacht oder Ruhe vor dem Sturm? Sommerbehagen auf der Yacht oder Ruhe vor dem Sturm?
 

...Plötzlich weckt Sie ein heftiges Zucken des Bootes. Sie reiben sich die verschlafenen Augen und versuchen die Realität wahrzunehmen. War das nur ein Traum? Neues Zucken und das Boot beugt sich einmal heftig zu der einen und wieder zu der anderen Seite. Schlaftrunken laufen Sie aufs Deck. Auf dem Himmel jagen sich im Mondlicht schwere Wolken und das Meer sendet Ihnen seinen Schaum auch über das Bord.


Die Schiffe, die Sie in Ihrer Umgebung sehen, schlingern an ihren Ankern oder Bojen und schwanken heftig von einer zu anderer Seite. In der Luft fliegen nicht nur Ihre Badetücher, sondern auch Ihr aufblasbarer Flamingo, der nicht mehr im Vorschiff ruhig sitzen will und selbst sich ins stürmische Meer stürzt.



Nachtsturm in der Adria (Foto: Pavel Kocych)Nachtsturm in der Adria (Foto: Pavel Kocych) 



Das Beiboot mit seinem Motor schwimmt mit dem Boden nach oben und es sieht so aus, als würde er beinahe fliegen. Das Paddleboard bewegt sich selbständig am Reling vorbei. Der Bimini-Bezug reißt durch in Böen. Überall auf anderen Schiffen sind die Lichter der Stirnlampen von den Besatzungen zu sehen. Ihre Besatzungsmitglieder laufen auf dem Deck verwirrt herum.


Einige Wasserfahrzeuge verschwimmen mit dem Strom, einige versuchen ihre Liegeplätze zu verlassen. In Ihrem Cockpit liegen leere Bierdosen und Scherben eines vergessenen Tellers herum. Diese schneiden Sie auf dem Fuß. Es kommt ein hastiger Wolkenbruch. Das Boot wendet sich mit dem Heck zur Küste. Das Deck wird rutschig. Die Sichtverhältnisse verschlechtern sich. Sie schalten das Funkgerät ein.


Auf dem 16. Kanal ruft jemand verwirrt um Hilfe. Ihre Besatzung sieht Sie mit erweiterten Pupillen vom Unterdeck an. Halten es die Seile aus? Sinkt die Tiefe unter dem Boot nicht? Warum ist mein Tiefenmesser nicht eingeschaltet? Wo bleibt meine Schwimmweste? Verdammt, ich habe die Batterie in meiner Taschenlampe nicht gewechselt. Hält die Genua fest? Das Behagen hat sich ins Drama verändert, der Kampf um das nackte Überleben kommt.


boot


Dass es sich dabei nicht nur um eine Modellfiktion handelt, beweist die zweite Juliwoche 2019, die ein direkter Beweis dafür war. In nur einer Woche (6.-13. 7. 2019) wurden laut dem Server meteo.hr mehr als 150 Beschädigungen der Wasserfahrzeuge und fast 50 May-Day-Notrufe gemeldet. In der Nacht vom 8. auf 9. Juli sind während drei Stunden mehr als 36 000 Blitze in der Mittel- und Südadria geschlagen. Das sind ungefähr 3 Blitze in einer Sekunde! Das Gewitter wurde von Flutregen, schweren Fallböen (Downburst) und lokalen Hagelschlägen begleitet. In einigen Gebieten (z. B. Dugi Otok) gab es während dieser Zeit bis zu 300 mm Niederschläge in 3 Stunden. Sehr viele Schiffe sind von ihren Ankern oder Bojen abgerissen, viele davon endeten dann auf Sandbänken oder Riffen. Einige davon endeten auf dem Meeresgrund. Und von den materiellen Schäden auf dem Festland war noch keine Rede. Es sind mehrere leichte und schwere Verletzungen dokumentiert worden, Gott sei Dank ist während dieses Gewitters in Adria niemand gestorben.



Segeln und Wetter: Was kann man auf See noch erwarten?


YACHTING.COM TIPP: Selbst wenn Sie das Glück haben, rechtzeitig von einem Sturm zu erfahren, müssen Sie sich gründlich darauf vorbereiten. Wie das geht und welche Segeltechnik Sie wählen sollten? Lesen Sie unseren Artikel Wie man einen Sturm auf einer Yacht bewältigt - alles, was Sie wissen müssen.


Segelboote ankern in der Bucht der Insel Molat (Foto: Pavel Kocych)Segelboote ankern in der Bucht der Insel Molat (Foto: Pavel Kocych) 


18 Tipps, wie das Ankern im Gewitter vorzubereiten ist und die Probleme zu minimieren sind 

Die oben geschilderte sommerliche Situation in der Bucht ist keineswegs unreal, vielleicht haben Sie sie in diesem Szenario schon mal auch erlebt.  Falls nicht, seien Sie sicher, dass Sie sie nie erleben wollen. Nicht das Gewitter selbst, sondern die Hoffnungslosigkeit der ganzen Situation auf dem Boot, wenn Sie nicht wissen, was man zuerst tun sollte.

 

Aber kommen wir zum Anfang dieser Geschichte zurück. Wie sollte man fortgehen, um die Probleme in der Nacht in einer Bucht zu minimieren? Der Dokumentation (nicht nur) der Seeunfälle können wir entnehmen, dass das schwächste Glied der berüchtigten Kette nicht die Technik, sondern der Mensch selbst ist. Ein kleiner Fehler oder Inkonsequenz können auch eine große Tragödie zur Folge haben.


1. Konsequent handeln

Wer in seinem persönlichen Leben konsequent ist, sollte auf dem Meer doppelt konsequent vorgehen. Wer normalerweise nicht konsequent ist, sollte auf dem Meer zehnmal sein. :) Falls es Ihnen etwas einfällt, was getan sein sollte, machen Sie das bestimmt. Und sofort. Dies gilt sowohl bei der Fahrt als auch beim Ankern. Es lohnt sich wirklich.

2. Meteorologische Situation verfolgen

Immer, auch bei schönem Wetter, verfolgen Sie aktuelle Entwicklung. Auch dann, wenn Sie eine Wettervorhersage bestellt haben und regelmäßig die Neuigkeiten per SMS erhalten. Die Meisten Seeleute haben an der on-line Applikation Windy Gefallen gefunden. Ich will Sie davon nicht abraten, es ist wirklich eine gute Applikation, man muss aber ein paar weitere Sachen im Auge behalten. Windy ist ein Vorhersageprogramm, sagt also nicht direkt, welche Situation auf dem Meer herrscht, es „berechnet“ die Situation in der Atmosphäre. Es geht um eine globale Vorhersage, die mit einer gewissen Datendichte arbeitet – nach einzigen Vorhersagemodellen. Zum Beispiel das Modell GFS arbeitet mit einer Datendichte von 27 Kilometer (15 Seemeilen). Also ganz logisch kann es nicht die Situation in Ihrer Bucht schildern, auch wegen der Inseln in der Umgebung, weil sie ganz einfach nicht einbezieht. Verwenden Sie Ihre eigene Analyze und lokale meteorologische Server (entsprechende Links siehe unten unter dem Artikel).



Verwenden Sie Ihre eigene Analyze und lokale meteorologische ServerVerwenden Sie Ihre eigene Analyze und lokale meteorologische Server 


3. Lokalität für die Nacht

Die Nachtlokalität wählen Sie so aus, dass der vorgesehene Wind Ihr Boot mit dem Heck aus der Bucht hinaus orientiert – so, dass der Wind das Boot eher zum offenen Meer schiebt als zu Klippen oder Riffen. In anderem Fall gibt es beim starken nächtlichen Wind die Möglichkeit, dass Sie aus der Bucht nicht mehr herauskommen (auch wegen der schwächeren Motoren der Segelboote). Wenn Sie nicht sicher sind, dass Sie die Situation in der Bucht bewältigen, suchen Sie lieber einen sicheren Hafen auf. 


Im Fall, dass die Häfen schon voll oder geschlossen sind und sich in Ihrer Umgebung keine taugliche Bucht befindet, fahren Sie auf das offene Meer außerhalb der Inseln. Auf dem offenen Meer kann Ihr Boot nicht so einfach untergehen. Es ist kein Zufall, dass die Grundregel der Seeleute lautet: „Seemann, schütze dein Schiff vor der Küste, es schützt dich vor dem Meer.“



 Falls Sie nicht sicher sind, ob das Ankern in der Bucht gefahrlos ist, wählen Sie einen sicheren Hafen.  Falls Sie nicht sicher sind, ob das Ankern in der Bucht gefahrlos ist, wählen Sie einen sicheren Hafen. 


4. Rechnen Sie mit Windverstärkungen, Böen

Mit dem Sturm kommen auch Böen. Was ist eigentlich eine Böe? Es handelt sich um einen lokalen, durch die Orografie (Terrain), oder durch örtliche Druckgradientverstärkung verstärkten Wind. Manchmal lassen sich die vorgesehenen Böen mit bloßem Auge beobachten, zum Beispiel nach der Form einer Bucht oder umherstehenden Hügeln. In jedem Fall gilt eine einfache empirische Gleichung: eine Böe kann unter bestimmten Bedingungen den Wind bis auf das Dreifache verstärken. So kann eine Wettervorhersage mit einem Wind von 30 Knoten (56 Stundenkilometer) ruhig auch Böen von 70 Knoten (130 Stundenkilometer) mit sich bringen.

5. Festmachen an der Boje, Ankern

Unter Seeleuten entbrannten lange Diskussionen darüber, ob eine Boje oder ein Anker besser ist und welche Verfahren zu wählen sind. Es ist wirklich ein großes Thema für einen riesengroßen Artikel. Im Falle einer Boje machen Sie Ihr Boot immer mit zwei Seilen fest, wobei jedes Seil immer an dieselbe Klampe zurückkehrt! Jedes Jahr können wir von einigen Fällen lesen, wie sich ein Boot von der Boje löste, indem die Seile durchscheuerten. Beim Ankern vergewissern Sie sich immer, auch bei schönem Wetter, dass der Anker auch bei vollem Rückwärtsgang (je nach Motortyp mit ca. 2400 Drehungen pro Minute) hält. Die Kette im Wasser sollte immer mindestens das Fünffache der Tiefe betragen. Der Anker muss festhalten, nur so wird Ihr Schlaf ruhig sein. In Kroatien ankern Sie nicht in größeren Tiefen als 10 Meter. Mit dem Anker verwenden Sie auch eine Ankerboje, tagsüber hängen Sie den schwarzen Ankerball auf. In der Nacht muss das weiße Topplicht leuchten.


TIPP YACHTING.COM: Wissen Sie, wie man ein Boot sicher an einer Boje oder an einem Steg festmacht und wie das Anlegen funktioniert? Unser Anlegeleitfaden zeigt Ihnen, wie Sie ein Boot richtig und sicher festmachen. Lernen Sie, wie man ein Boot festmacht und wie man es sicher und richtig anbindet. Und wiederholen Sie die 9 grundlegenden nautischen Knoten, die Sie auf einem Boot verwenden können.

6. Unterwasserkontrolle

Nicht faul sein und zum Anker oder zur Boje tauchen und überprüfen, dass unter dem Wasser alles passt – das ist ein weiteres Gebot. Falls Sie nicht tauglich sind in solche Tiefen zu tauchen, führen Sie mindestens eine Beobachtung mit Taucherbrille und Schnorchel vom Meeresspiegel durch. Bei einer Boje kontrollieren wir nicht nur den unteren Ring, aber auch, ob das Bojenseil/die Bojenkette in Ordnung ist und am Betonblock gut hält. Beim Anker dann ob er nicht im Wassergras liegt und ob er im Boden gut hält. Glauben Sie nicht, dass es reicht, wenn der Anker ruhig auf dem Meeresboden liegt und sie genügende Kettenlänge haben.



Überprüfen Sie den Zustand von Anker und Kette unter dem WasserÜberprüfen Sie den Zustand von Anker und Kette unter dem Wasser 


7. Fender

Bereiten Sie sich die Fender vor, nehmen Sie diese zur Hand und platzieren Sie sie sowohl am Backbord als auch am Steuerbord entlang. Vorausgesetzt, dass sich ein Nachbarboot in der Nacht von seinem Anker/seiner Boje löst, verursacht Ihnen dieses möglichst niedrigere Schaden.

8. Dingi am Bord

Sehr beliebte, aber ganz schlechte Gewohnheit bei vielen Vergnügungssegelfahrten ist beim Fahren das Dingi hinter sich zu schleppen. Ebenfalls in den Buchten, Marinas kann man Dingis in der Nacht am Bug oder Heck festgebunden sehen. Seien Sie nicht faul und ziehen Sie das Beiboot aufs Deck und sichern Sie es dort richtig mit Seilen. Es ist nur eine Kleinigkeit, die sich aber ganz schlimm rächen kann. Wenn Sie sich um das Beiboot richtig kümmern, kann es Ihnen eine schwierige Situation sehr erleichtern. Man kann das Denken vieler Besatzungen gut nachvollziehen: Wir sind doch am Abend vom Restaurant gekommen und morgen früh fährt jemand wieder zum Festland frisches Gebäck abzuholen... warum sollte man das Boot immer abräumen? Wir wissen jetzt aber warum. Das Dingi gehört auf seinen Platz.

9. Freie Gegenstände am Bord

Bein einem Sommertörn hat man am Bord viele Sachen herumliegen, für die es im Unterdeck keinen Platz gibt. Alle sollten am Bord gut befestigt sein. Für diese Zwecke lohnt es sich, viele Gummiseil- und Schnürenstücke (ungefähr 1-2 Meter) mit sich zu führen. Falls Sie sie nicht dabeihaben, in meisten Marinas sind diese in lokalen Läden zu finden. Achtung beim Befestigen von einem Paddleboard oder der Gangway – immer sollten diese Gegenstände an der Seite befestigt sein, wo die Reffleine des Rollfocks nicht durchläuft, damit zu keiner Kollision oder Verklemmung kommen kann. Aufblasbare Gegenstände (wie zum Beispiel den erwähnten Flamingo) binden Sie auch gut fest, platzieren Sie sie ins Unterdeck oder lassen Sie die Luft ab. Nur so kann es nicht dazu kommen, dass z. B. der Ankerkasten blockiert wird.



Aufblasbare Gegenstände binden Sie gut fest, platzieren Sie sie ins Unterdeck oder lassen Sie die Luft ab.Aufblasbare Gegenstände binden Sie gut fest, platzieren Sie sie ins Unterdeck oder lassen Sie die Luft ab. 


10. Wäsche zum Trocknen am Bord

Nie lassen Sie die Wäsche an Segelleinen trocknen. Es ist verlockend die Segelleinen als Wäscheleinen zu verwenden, aber stellen Sie sich vor, was eine Badehose in einer Rolle alles verursachen kann. Falls Sie etwas zum Trocknen aufhängen müssen, tun Sie das auf der Reling und für die Nacht räumen Sie alles wieder auf.


Segelleine ist keine Wäscheleine! Segelleine ist keine Wäscheleine!  


11. Cockpit und Unterdeck in Ordnung

Halten Sie Ordnung am Bord, vor allem räumen Sie das Cockpit auf, bevor Sie schlafen gehen. Die Weingläser und verstreute Erdnüsse auf dem Boden können zu Ihren Erzfeinden werden. Auch das Unterdeck gilt sauber zu halten. Trainieren Sie Ihre Besatzung auch in dem Sinne, dass im Unterdeck nichts herumliegen gelassen wird. Dazu dienen die Stauräume in Kajüten, dort kann jeder solche Ordnung halten, die er selbst ertragen kann. Allerdings zum Beispiel der Kapitäntisch ist ein Platz für Seekarten und Schiffstagebuch oder höchstens fürs Aufladen der Handys, bestimmt nicht zum Zwiebelschneiden oder Bratwurstablegen.

12. Funkgerät und weitere Geräte

Der Kanal 16 sollte die ganze Nacht eingeschaltet sein, ebenfalls die Grundgeräte. Es handelt sich vor allem um Tridata (Tiefe, Wettergeschwindigkeit...). Beim Lösen dramatischer Situationen bleiben unsere Hände frei und wir müssen nicht warten, bis die Geräte anlaufen. Im Voraus sollten Sie ermitteln, wie genau der Tiefenmesser eingestellt ist und wovon genau die Tiefe gemessen wird (ist das von der Sonde, vom Kiel...?). In dramatischen Situationen kann jeder Zentimeter entscheidend sein.

13. Bootsposition, Ankeralarm

Es ist empfehlenswert, den Ankeralarm zu verwenden (ein Programm, das die Entfernung von der vermutlichen Ankerposition angibt). Gegebenenfalls können Sie auch den Track eingeschaltet lassen (z. B. durchs Programm Navionics). Nur so kann man feststellen, ob sich das Schiff auch mit seinem Anker im starken Wind nicht bewegt. Der Track hat beim ausgeschalteten Display (von Mobil oder Tablett) nur einen minimalen Stromverbrauch und ohne Probleme darf die ganze Nacht durch arbeiten.

14. Bimini und Sprayhood

Bei Windstärke 8 Beaufort, bzw. 34-40 Knoten (62-74 Stundenkilometer) wirkt auf jeden Quadratmeter der Schiffsoberfläche oder eines beliebigen Gegenstand auf dem Boot die Kraft bis zu 270 N, was ungefähr 27 Kilogramm darstellt. Und da sind die Böen noch nicht einbegriffen. Jetzt stellen Sie sich ein Segelboot mit 16 Meter Länge ankernd oder an einer Boje festgemacht vor. Wenn der Wind von der Seite weht, wirkt auf das Boot Kraft mit Äquivalent von einer Tonne! Daher sollte man das Bimini-Verdeck, das vor allem als Sonnenschutz dient, immer rechtzeitig zusammenlegen. Es wird sehr einfach kaputt und sinnlos vergrößert es den Windwiderstand. Das Sprayhood dagegen können Sie so belassen, wie es ist. Es hat teilweise eine aerodynamische Form und ist auch besser verstärkt. Gleichzeitig dient es als ein guter Schutz gegen Spritzwasser.

15. Eingerollte Genua

Überprüfen Sie, dass die Genua gut eingerollt ist und mit der Leine mindestens zweimal umwickelt ist. Auf der Adria können Sie öfters Segelboote in Marinas sehen, die – wahrscheinlich aus ästhetischen Gründen – ein kleines Dreieck der Genua nicht eingerollt belassen, von dem überdies freiliegende Leinen führen. Dieser kleine Segelzipfel kann Ihnen beim starken Wind ziemlich große Schwierigkeiten bereiten. Es ist eine weitere Fläche, die dem Wind ausgestellt wird, aber das ist nicht das Schlimmste. Der Wind kann nämlich den nicht gut gesicherten Segel vom Rollfock unerwartet ganz ausziehen, wobei der Segel dann vom Wind schwer beschädigt werden kann.



Überprüfen Sie, dass die Genua gut eingerollt ist Überprüfen Sie, dass die Genua gut eingerollt ist 


16. Nachtwache

Falls es die Situation erfordert, halten Sie Nachtwache am Bord. Selbst als Kapitänen sparen Sie Kräfte und seien Sie bereit bei Bedarf mit klarem Kopf einzugreifen.

17. Den Kopf klar halten

Immer behalten Sie im Gedächtnis, dass der Alkohol Ihren Sinn für Realität beeinträchtigen kann. Alkohol am Bord ist ein großes Thema, wir haben aber keinen genügenden Raum, uns diesem Fachgebiet zu widmen. Jeder muss selbst erwägen, was angemessen ist und was eben nicht.

18. Ein Rat zum Schluss – keine Panik

In jeder, auch in der allerdramatischsten Situation verhalten Sie sich ruhig und ausgeglichen. Verwirrtes Hin- und Herlaufen kann nur zu unangenehmen Verletzungen führen. In Extremsituationen ist Ihre Besatzung ganz von Ihnen abhängig und wird Ihnen alles vom Gesicht ablesen. Ihre Grundausrüstung für alle Gewitter sollte „Pokerface“ sein. Zeigen Sie nie, dass Sie sich mit der Situation keinen Rat mehr wissen. Ihre Besatzung wird nur unsicher und auf der anderen Seite verunsichert sie Sie. Falls Sie ausgeglichen wirken, ist Ihre Besatzung auch ruhiger und gerät nicht in Panik. Im Gegenfall springen Ihre Besatzungsmitglieder freiwillig ins Wasser zu den Haifischen, nur um ihr Leiden zu verkürzen.

 

Die Vorbereitung für eine stürmische Nacht ist ein großes Thema. Probieren Sie, die oben beschriebenen Empfehlungen möglichst breit zu automatisieren. Es bringt Ihnen einen ruhigeren Schlaf und eine einfachere Lösung von dramatischen Situationen. Und denken Sie daran: „Der meteorologische Drache schläft nie!“

Nützliche Auskünfte

Wir bringen Ihnen nützliche Links für lokale Wettervorhersage. Unseren Erfahrungen nach lohnt es sich sie zu verfolgen:

 

 

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