Römisch-katholisch anlegen: Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung

Vor allem in Griechenland ist es wichtig, die sogenannte Mittelmeer-Mooring oder Römisch-katholisch anlegen zu beherrschen. Sehen wir uns daher im Detail an, wie diese Technik funktioniert.

Diese Art des Anlegens findet man am häufigsten in Stadthäfen in Griechenland oder allgemein im Mittelmeerraum. Sie kann jedoch überall dort angewendet werden, wo man mit dem Heck zur Pier zurücksetzen muss und keine andere Möglichkeit hat, das Boot zu sichern. Im Deutschen wird diese Methode auch als „Römisch-katholisches Anlegen“ bezeichnet – angeblich, weil das Boot wie an ein Kreuz gebunden wird. Beten muss man vor dem Manöver allerdings nicht. Im Gegenteil: Mit etwas Geschick und Übung gelingt das Anlegen problemlos, auch wenn es anfangs etwas kompliziert erscheinen mag. Wie funktioniert es also genau?

1. Schätzen Sie die Situation ein und prüfen Sie die Wettervorhersage

Wie bei jedem Ankermanöver sollten Sie auch beim Heck-anlegen zunächst die Situation sorgfältig beurteilen. Ermitteln Sie, aus welcher Richtung der Wind weht. Idealerweise verläuft er entlang der Mittschiffslinie Ihres Bootes – also entweder vom Kai bzw. Ufer weg oder direkt darauf zu, nicht jedoch seitlich auf das Boot. In der Praxis werden Sie jedoch oft keine Wahlmöglichkeit haben.

Ist der Wind ungünstig, berücksichtigen Sie dies bei Ihrer Planung: Sichern Sie das Boot umsichtig, überprüfen Sie alle Festmacherleinen und bringen Sie ausreichend Fender an, um Schäden zu vermeiden. Informieren Sie sich zudem über die Wettervorhersage für die nächsten Stunden sowie über Nacht. Sollte ein stärkerer Sturm bevorstehen und der Liegeplatz bereits dicht mit anderen Booten belegt sein, ziehen Sie in Betracht, einen alternativen Liegeplatz zu wählen.

Wenn möglich, setzen Sie ein Crewmitglied vorab an Land ab, um die Gegebenheiten am Kai zu prüfen – schließlich werden Sie am Ende des Manövers eine helfende Hand an Land benötigen. Vergewissern Sie sich, dass sich dort zwei Poller oder andere geeignete Befestigungsmöglichkeiten für Ihre Heckleinen befinden. Sie möchten nicht erst ankern und manövrieren, um dann festzustellen, dass es keine Möglichkeit gibt, Ihr Boot zu sichern.

Wenn sich auf einer Seite des Kais bereits viele Boote drängen, die andere Seite jedoch völlig frei ist, hat dies meist einen triftigen Grund – seien Sie aufmerksam. Prüfen Sie auch die Höhe des Kais im Verhältnis zum Wasserstand. Es könnte sich um eine Anlegestelle für größere Frachtschiffe handeln, was ein sicheres und bequemes Aussteigen erschweren oder unmöglich machen kann.

Falls Sie zwischen zwei bereits liegenden Booten anlegen müssen, achten Sie besonders auf die Lage deren Anker und Ankerketten und berücksichtigen Sie dies beim Ausbringen Ihres eigenen Ankers. Nach den Regeln der Royal Yachting Association (RYA) sollte ein Anker mit einer Markierungsboje versehen sein – in Griechenland werden Sie dies jedoch in der Praxis selten antreffen.

2. Vorbereitung von Anker und Boot

Bereiten Sie sich darauf vor, den Anker zu werfen. Es ist wichtig zu wissen, wie viele Meter Ankerkette Ihnen zur Verfügung stehen. Wenn der Anker sicher hält, möchten Sie nicht plötzlich feststellen, dass Ihnen der Platz fehlt, um die Gangway bequem abzulassen. Bei einem Standardboot der Größe 42 Fuß beträgt die Kettenlänge in der Regel etwa 60 Meter. Überprüfen Sie außerdem unbedingt, ob die Ankerwinsch einwandfrei funktioniert.

Bringen Sie Fender an beiden Seiten des Bootes sowie mindestens einen am Heck an. Verwenden Sie die Fender auch dann, wenn Sie der einzige am Kai sind – Sie können nie wissen, wer sich als Nächstes neben Ihnen festmacht und wie geschickt (oder ungeschickt) dabei vorgegangen wird. Bereiten Sie zwei ausreichend lange Heckleinen vor: eine an Steuerbord und eine an Backbord.

Fender zwischen Schiffen.

3. Rückwärts anlegen

Positionieren Sie sich mit dem Heck in Richtung der gewählten Stelle am Kai, etwa 100 Meter davon entfernt. Beginnen Sie dann, langsam und möglichst rechtwinklig zum Kai rückwärts zu fahren. Führen Sie ein solches Manöver stets mit der geringstmöglichen Geschwindigkeit durch, aber mit höchster Konzentration aller Crewmitglieder.

Wenn Sie zwischen anderen Booten einfahren und genügend Crew an Bord haben, schicken Sie zwei Personen mit Fendern in der Hand an die Bordseiten, um eventuelle Kollisionen zu verhindern. Gehen wir davon aus, dass Sie über 60 Meter Kette verfügen: Dann sollten Sie den Anker fallen lassen, wenn der Bug etwa 50 Meter vom Kai entfernt ist – so bleibt Ihnen eine Sicherheitsreserve von etwa 10 Metern Kette. Zu diesem Zeitpunkt sollten Sie die Rückwärtsbewegung Ihres Bootes vollständig unter Kontrolle haben. Den optimalen Punkt zum Ankerwerfen müssen Sie jedoch situationsabhängig selbst beurteilen – dieser hängt sowohl von der Kettenlänge als auch von Wassertiefe und Gefälle des Meeresbodens ab.

Falls Sie noch kein Crewmitglied an Land gesetzt haben, fahren Sie vorsichtig nahe an den Kai heran (ein temporärer Fender am Heck kann hier hilfreich sein), sodass ein Crewmitglied aussteigen und das Boot festmachen kann. Möglicherweise wird Ihnen auch jemand vom Kai aus Hilfe anbieten – inwieweit diese tatsächlich hilfreich ist, ist jedoch oft fraglich.

Es gibt jedoch auch Gegenden – zum Beispiel in Norwegen, Patagonien oder generell in sehr abgelegenen Regionen – in denen ein direktes Rückwärtsanlegen und Aussteigen am Ufer nicht möglich ist. In solchen Fällen kann ein Beiboot (Dinghy) verwendet werden, um die Leinen ans Ufer zu bringen und dort auszusteigen.

Ankerkette und Schiff auf dem Meeresgrund fotografiert.

4. Heck sichern

Die an Land befindliche Person befestigt nun die Heckleinen an den vorgesehenen Pollern (oder anderen geeigneten Befestigungspunkten). Beginnen Sie dabei stets auf der dem Wind zugewandten Seite (Luv-Seite), um möglichst viel Kontrolle über das Boot zu behalten.

Die Steuerbordleine sollte dabei leicht nach Steuerbord ausgerichtet sein, ebenso die Backbordleine nach Backbord. Die Leinenlänge sollte so bemessen sein, dass das Boot zwar nicht den Kai berührt, Sie aber dennoch die Gangway problemlos absenken können.

Auf diese Weise wird das Heck zuverlässig gegen seitliche Bewegungen gesichert.

Weitere nützliche Segeltipps:

5. Ankerkette spannen

Jetzt kommt der Moment der Wahrheit: Sie werden herausfinden, ob der Anker gut hält – oder ob Sie das gesamte Manöver erneut durchführen müssen (verzweifeln Sie nicht, das passiert selbst erfahrenen Skippern).

Beginnen Sie langsam und schrittweise damit, die Ankerkette einzuholen – niemals mit Gewalt. Holen Sie jeweils nur ein kleines Stück ein, beobachten Sie dabei genau, wie die Kette sich strafft, und stoppen Sie die Winsch sofort, sobald die Kette unter Spannung steht. Warten Sie einen Moment ab, um zu sehen, ob sich die Kette wieder lockert. Falls ja, wiederholen Sie den Vorgang.

Diese Methode – langsames, wiederholtes Spannen – ist deutlich besser, als mit Kraft zu arbeiten, da Sie sonst riskieren, dass der Anker ausbricht. Bedenken Sie jedoch: Wenn Sie bereits zum vierten Mal die lose Kette einholen, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Anker nicht richtig sitzt und Sie das gesamte Anlegemanöver wiederholen müssen.

Den Anker im Sandboden versenkt.

6. Abschließende Kontrolle

Vergewissern Sie sich, dass der Anker zuverlässig hält und die Heckleinen straff sitzen – ziehen Sie sie bei Bedarf nach. Um spätere Komplikationen beim Ablegen zu vermeiden, prüfen Sie außerdem, ob Ihre Ankerkette nicht über die eines anderen Bootes verläuft.

Führen Sie diese Kontrollen mehrfach durch – insbesondere auch am Abend vor dem Schlafengehen. So stellen Sie sicher, dass die Ankerkette weiterhin unter Spannung steht und der Anker wie vorgesehen hält.

7. Lösen der Verankerung

Beim Verlassen des Kais lösen Sie zunächst die Heckleinen. Weht der Wind von der Seite, lösen Sie zuerst die Leine auf der Lee-Seite und danach die auf der Luv-Seite.

Falls Ihnen eine helfende Person an Land zur Verfügung steht, lockern Sie die Leinen nur und überlassen das endgültige Lösen später. Es ist ratsam, das Heck so lange wie möglich mit mindestens einer Leine gesichert zu lassen, solange dies Ihre Manövrierfähigkeit nicht beeinträchtigt oder die Leine sich nicht im Propeller verfängt.

Fahren Sie langsam auf den Anker zu und holen Sie dabei die Kette ein. Sobald der Anker los ist, ziehen Sie ihn an Bord, winken den Helfern am Kai zum Abschied und starten Ihr nächstes Abenteuer.

Schiffe am Heck des Hafens.

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