Tätowierungen von Seglern gibt es seit Tausenden von Jahren. Während sich heute jeder einen Anker, eine Schwalbe oder ein Segelboot auf den Körper tätowieren lassen kann, hatten diese Tätowierungen in der Vergangenheit eine bestimmte Bedeutung. Wem waren diese Motive also vorbehalten und was sagten sie über ihren Träger aus? Schauen wir uns das mal genauer an.
1. Tätowierung als Logbuch
Ein großer Teil von Tätowierungen diente als Logbuch oder Bordbuch. Die Tattoos erzählten die Geschichte des Matrosen und zeugten von seinen Erfahrungen auf der See. Sie konnten auch an wichtige besuchte Stellen oder Erfolge erinnern.
Schwalbe
Was bedeutet eine Schwalbe auf der Haut eines Matrosen? Oder sogar zwei? Sie haben einen erfahrenen Seefahrer vor sich. Solch ein Tattoo durfte sich nur ein Matrose tätowieren lassen, der mehr als 5000 nautische Meilen gesegelt ist. Und warum gerade die Schwalbe? Sie ist ein Symbol der Rückkehr, denn sie ist es fähig, lange Distanzen zu überwinden und trotzdem immer sicher nach Hause zu kommen, die Tätowierung diente also auch als Glücksbringer und Beschützer.
Und falls sie auf einem Matrosen eine von einem Dolch durchgestochenen Schwalbe tätowiert sehen, ist das eine Erinnerung an einen verstorbenen Matrosenkameraden.
Vollschiff (z. B. ein dreimastiges Segelschiff)
Nur jene sind es würdig, dieses Tattoo zu tragen, die um das Kap Horn erfolgreich segelten, also die mutigsten und besten, die sich der See komplett ergaben. Diese Bedeutung trägt übrigens auch der Ohrring der Matrosen. Den durften nur Männer tragen, die den Kap Horn überwunden haben, und es war immer das Ohr an der Seite, wo das Land war.
Schildkröte
Auch dieses Tattoo zeigt Matrosenerfahrungen. Es durften sich damit nur die Matrosen schmücken, die den Äquator überquerten. Die selbe Bedeutung hat auch das Bild von Neptun, Gott der Meere.
YACHTING.COM TIPP: Motive aus dem Tierreich waren (und sind) sehr beliebt. Können Sie erraten, welche Seeleute sich ein Eisbär-Tattoo stechen ließen? Es überrascht nicht, dass es die Helden waren, die den Polarkreis überquert hatten. U-Boot-Besatzungen der Marine ließen sich Delphine tätowieren, und ein Hai war ein Symbol des Schutzes und des fast heiligen Respekts (wegen seiner außergewöhnlichen Fähigkeiten). Für diejenigen, die nicht zur See fahren, ist er zu einem Symbol der Stärke geworden.
Drache
Das Drachentattoo deutete auf der Haut eines Matrosen eine Reise nach China an. Und der goldene Drache war ein Zeichen vom überwunden der Datumsgrenze, der Linie, die durch den Pazifik in der Nähe des 180. Längegrads, wo sich das Datum ändert.
Von einem Dolch durchbohrte Rose
Eine mit einem Dolch durchbohrte Rose ist ein Symbol für einen Seemann, der mutig und bereit ist, gegen alles zu kämpfen. Selbst gegen etwas so Süßes und Reines wie eine Rose.
Die Buchstaben der Wörter HOLT (HALT) und FAST (FEST) auf Fingergliedern
Das Ruder, die Seile und das Boot fest zu halten sind besonders beim schlechten Wetter elementar. Daran sollten auch die Wörter HALT und FEST aus den Fingern erinnern. Auf jeder Hand war jeweils ein Wort. Falls sie sich auf die wilde See bereiten, bringen Sie einen Mann an Bord, der solch ein Tattoo hat, und er wird Sie nicht im Stich lassen.
2. Frauen, Mädchen, Nixen
Die lange Einsamkeit und Abwesenheit von Frauen an Bord half auch die Tätowierung zu ersetzen. Und manchmal hatte sie auch ihre eigene Bedeutung.
Hula-Mädchen
Diese Schönheiten standen den Männern zu, die nach Hawaii segelten.
Pin-Up Mädchen
Die Bedeutung dieser Tätowierung ist einfach, sie erinnerten die Männer an die Lieben, die sie am Land verließen.
Meerjungfrauen
… wurden besonders von denen gewählt, die ihre Liebe zum Meer zeigen wollten. Das es sie trotz ihrer Gefährlichkeit und Unerforschlichkeit anlockt.
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3. Glücksbringer- und Aberglaubentattoos
Die Arbeit des Matrosen war immer schwer und unergründlich, und deshalb waren viele Matrosen abergläubig. Mit manchen Tätowierungen wollten sie sich versichern, das ihnen das Pech fernbleibt und das Glück bei ihnen bleibt.
Anker
Auf dem Meer ist der Anker das Allersicherste, so ist er seit eh und je das Symbol von Schutz, Stabilität und Sicherheit. Das Ankertattoo bedeutet auch Treue, Ehre und natürlich auch Hoffnung. Es war oft mit einem Herz, oder den Aufschriften “Mama” oder “Papa” kombiniert, oder mit dem Namen der Geliebten des Matrosen. Auch der Anker wurde manchmal als Meilenstein tätowiert, und zwar für die, die erfolgreich vom Atlantischen Ozean zurückkehrten.
Leuchtturm
Der Leuchtturm ist das Symbol von Licht, Hoffnung und Sicherheit. Die Matrosen richten ihren Blick zu ihm und verlassen sich auf ihn als ihren Begleiter, der ihnen in der Not hilft. Manchmal symbolisierte er auch Gott als das Licht der Welt.
Schwein und Hahn
Diese Tiere waren unter abergläubigen Matrosen als Schutz gegen Schiffbruch und Überlebensgarantie gesehen. Doch warum sollten vor dem Ertrinken gerade diese Tiere, die nicht mal selber schwimmen können, schützen? Sie wurden auf den Schiffen in hölzernen Kisten gehalten. Diese Kisten sind niemals mit dem Schiff versunken, sondern wurden sicher zum Ufer mit den lebenden Tieren angeschwommen.
Diese Tattoos befanden sich auf den Beinen oder hinter Knöcheln. Falls das Schwein auf dem linken Knie tätowiert war und der Hahn auf dem linken Bein, entsprach das auch dem alten englischen Spruch: “Pig on the knee, safety at sea. A cock on the right, never lose a fight.”
(Kompass)stern
Auch der Nordstern oder Kompassstern wurden bei Matrosen aus Aberglauben tätowiert. Man glaubte, der Stern helfe den Seemännern bei Nacht und führe sie sicher nach Hause.
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4. Tattoos, die Rollen auf dem Schiff beschreiben
Diese Tätowierungen sind relativ eindeutig. Mit der Harpune schmücken sich zum Beispiel Fischer und Walfänger, gekreutzte Kanonen deuten auf Mitglieder der Kriegsmarine an. Welche weiteren Rollen finden wir an Deck?
Gekreuzte Anker
Dieses Tattoo war für Unteroffiziere auf dem Boot bestimmt, Adjutanten von Bootsmännern. Sie werden zwischen Daumen und Zeigefinger tätowiert. Falls es auf der linken Hand war, segelte sein Träger durch alle Ozeane. Falls es auf der rechten war, zeugte es von seinen Fahrten in allen sieben Meeren.
Seil am Handgelenk
Ein Knoten am Seil um das Handgelenk gehörte Bootsmännern, Deckoffizieren und allen anderen, die sich um das Schiff kümmern.
Roter Teufel
Den Teufel ließen sich im 19. Jahrhundert Matrosen aus dem Maschinenraum Tätowieren, Ingeneure, Feuerwehrmänner, Maschinisten, Elektriker und weitere. Sie können sich sicher ihren “höllischen” Arbeitsplatz gut vorstellen :-).
Würfel
Das Würfeltattoo schmückte die, die gerne riskieren und ihr Leben aufs Spiel setzen.
Heute kann man aus Tattoos nichts mehr über die Erfahrungen von Matrosen, aber Tätowierungen mit Matrosenthematik sind immer noch sehr populär und unter den Händen von geschickten Tätowierern entstehen wunderschöne Kunststücke.
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