Segeln im Ozean voller Plastik. Fakten über Plastikmüll in den Meeren

Segeln im Ozean voller Plastik. Fakten über Plastikmüll in den Meeren

Werden unsere Boote in wenigen Jahren anstelle von niedlichen Delphinen von PET-Flaschen begleitet? Und was können wir Segler tun, um nicht zu diesem Trend beizutragen?

Die unberührte Natur, das kristallklare Meer und das reiche Unterwasserleben - das sind die größten Lockmittel, die uns voll faszinieren und begeistern.  Der Ozean ist für uns Segler das schönste aller Elemente. Leider nimmt die Plastikmenge in den Gewässern zu. Was können wir dagegen tun? Am besten fangen wir bei uns selbst an. Denken Sie nicht nur an Bord darüber nach.

Das Problem betrifft natürlich nicht nur Segler. Ozeane und Meere bedecken mehr als 70% unseres Planeten. Sie liefern die Hälfte unseres Sauerstoffs und absorbieren bis zu einem Drittel Kohlendioxid. Sie sind die Heimat von Millionen Tieren und die Grundlage des Lebensunterhalts für viele Menschen. Nahezu 2,4 Milliarden Menschen leben in einem Umkreis von 100 Kilometern nahe einer Küste. Wird der Planet in Zukunft aber noch blau sein, oder plastisch?


Reifen am Korallenriff im MeerReifen am Korallenriff im Meer 

Ist der Kunststoff tatsächlich ein Problem?

Jährlich gelangen über 8 Millionen Tonnen Kunststoffe in den Ozean. Jüngsten Untersuchungen zufolge könnte diese Zahl höher sein - bis zu 14 Millionen Tonnen pro Jahr. Es ist, als ob wir in das Meer jede Minute einen Lastwagen voller Kunststoff abgeladen hätten. Das sind über 200 Milliarden Plastikflaschen pro Jahr, stellen Sie sich das einmal vor!


Der Plastikmüll tötet jedes Jahr bis zu einer Million Seevögel, 100.000 Meeressäuger, Meeresschildkröten und unzählige Fische. Die Kunststoffe verbleiben viele Jahre im Ökosystem und schädigen jeden Tag die Meerestiere.


Kunststoffe bilden bis zu 80% aller Abfälle in den Meeren. Nach einigen Schätzungen wird bis zum Jahr 2050 mehr Plastik im Ozean sein als Fisch, wenn wir mit der Geschwindigkeit weiter den Müll ins Meer werfen. Geschätzte 99 Prozent der Seevögel werden in ihrem Körper Plastikbruchstücke haben.

Wie gelangt der Plastikmüll ins Meer

  • Die Umweltsünden auf dem Festland sind für 80% der gesamten Meeresverschmutzung verantwortlich. Auf Asien entfallen mehr als 63% der weggeworfenen Kunststoffe - mehr als ein Viertel wird von China produziert, einen großen Anteil trägt auch Indonesien, Philippinen, Thailand und Vietnam bei. Das am höchsten entwickelte Land im Ranking 2015 ist die USA auf Platz 20.
  • Laut der deutschen Studie bringen über 90% der Kunststoffe ins Meer, die zehn große Flüsse, die durch dicht besiedelte Gebiete fließen. Acht davon befinden sich in Asien und zwei weitere (Nil und Niger) in Afrika. Das dritte Problem ist, dass auch durch noch viel kleinere Flüsse in Europa, gelangen genügend Kunststoffe in den Meeren. Nur in dem Fluss Donau sammelt sich jährlich etwa 1700 Tonnen Plastik, die dann ins Meer gelangen.
  • Kunststoffabfälle können aber auch aufgrund der Naturkatastrophen ins Meer gelangen. Die in den Wissenschaftlichen Berichten veröffentlichte Studie schätzt, dass durch das Erdbeben in Japan im Jahr 2011 der Plastikmüll ins Meer gelangte. Es macht etwa 20 Prozent der Gesamtmenge aus.


Müll am StrandMüll am Strand 

Wie viel Kunststoff schwimmt im Ozean?

Seit der Erfindung von Kunststoff wurden weltweit mehr als 8 Milliarden Tonnen von diesem Material produziert. Gegenwärtig werden jährlich rund 300 Millionen Tonnen Kunststoff produziert, davon 40% entfällt auf Verpackungen (im Jahr 2020 werden sogar 400 Millionen Tonnen prognostiziert). Recycling-Systeme schaffen es jedoch nicht, und als Problem wird auch das derzeitige Versagen des Recyclings in China erkannt.

 

Den aktuellen Schätzungen zufolge wurden nur 9% der Kunststoffe recycelt, weitere 12% verbrannt und von den restlichen 79% von Kunststoffabfällen wurde die Umwelt verschmutzt. Wenn sich der aktuelle Trend fortsetzt, wird die Erde bis 2050 rund 34 Milliarden Tonnen Kunststoff erzeugen.

 

Es ist nicht einfach und nicht einmal möglich genau zu bestimmen, wie viel Kunststoffmüll in den Ozeanen schwebt. Eine der oft zitierten Studien von 20135 schätzte die Gesamtkunststoffmenge im Meer auf nur 269.000 Tonnen.  

 

Der Meeresforscher Marcus Erikson führte mit einer Gruppe von Wissenschaftlern in den Jahren 2007 und 2013 24 Expeditionen durch. Bei diesen Expeditionen wurden Daten zu den wichtigsten Wasserströmen sowie zu der Menge und Größe von Kunststoffen gesammelt. Sie konzentrierten sich jedoch nur auf die Kunststoffe, welche an der Oberfläche schwimmen.

 

Die Zahl ist also bei weitem nicht korrekt, da Abfälle, die nicht an der Oberfläche schwimmen, nicht einbezogen wurden. Diese Anfälle sind darüber hinaus gefährlicher. Wir wissen auch, dass jedes Jahr 8 Millionen Tonnen Kunststoffe hinzukommen. Wo verschwindet der Kunststoff?

Wo häufen sich Abfälle an?

57% der Kunststoffabfälle schweben auf der nördlichen Erdhalbkugel. Und die meisten Abfälle befinden sich im nördlichen Teil des Pazifischen Ozeans. Und direkt hier gibt es einen sogenannten Großen Pazifischen Müllfleck. Dieser ist jedoch nicht der einzige. Im Weltmeer schwimmen sechs ähnliche künstliche Inseln. Es ist jedoch fast unmöglich, diese kartographisch zu erfassen und zu beschreiben. Durch die Wirkung von Meeresströmungen verändert sich ihre Form, Größe, Dichte und sogar der Standort.

 

Diese Müllflecken befinden sich auch im Atlantik und Indischen Ozean. Sie beginnen auch auf kleineren Flächen, wie in der Nordsee, in Gebieten Grönlands und der Barentssee zu erscheinen. Den aktuellen Schätzungen zufolge schweben derzeit im Nordpolargebiet 300 Milliarden kleine Plastikstücke. Die Strömungen im Atlantik bringen hauptsächlich Müll aus Nordamerika und Europa dorthin. 


Kunststoffe und Verschmutzung im MeerKunststoffe und Verschmutzung im Meer 

Betroffen sind sowohl Tiefen als auch unbewohnte und unberührte Strände

Einige andere Studien schätzen, dass bis zu 70% der Kunststoffabfälle auf dem Meeresboden und in den Tiefen enden. Selbst an der tiefsten Stelle des Planeten, dem fast 11 km tiefen Marianengraben, fanden die Forscher eine Plastiktüte.

 

Sogar die unberührten und verlassenen Buchten werden nicht verschont. Jennifer Lavers entdeckte im Jahr 2015 gemeinsam mit den Forschern des Institute for Marine and Antarctic Studies (IMAS) auf der unbewohnten Insel Henderson Island 18 Tonnen von Kunststoffabfällen.

 

An einem Ort wurden sogar 672 Abfallstücke pro Quadratmeter gezählt. Henderson Island ist auf der Liste der geschützten UNESCO-Weltkulturerben, und aufgrund des Mangels an Trinkwasser ist diese Insel unbewohnt und wird demnach nicht durch Menschen beeinflusst. 


Welche Abfälle treffen wir am meistens

Von den Autoren der „Plastic Pollution in the World’s“-Studie wurde aufgezählt, welche Abfälle im Meer enden. Oft fanden sie Kugeln aus Deodoranten, Zahnbürsten, Eimer, Springbälle, Plastikflaschen und Strandschuhe. An den meisten Stränden findet man Einwegverpackungen aus Kunststoff. Es handelt sich auch um Getränkeflaschen, Strohhalme, Einweg-Tragetaschen, Damenbinden, Tampons, Wattestäbchen, Kondome, Zigarettenstummel und Einwegfeuerzeuge.

 

In Meeren werden oft auch verschiedenste Fanggeräte, die sog. „Geisternetze" entsorgt, das sind zurückgelassene, verloren gegangene und weggeworfene Fanggeräte. Sie machen bis zu 10 Prozent (640 Tausend Tonnen) aller Meeresabfälle aus.

 

Mitglieder des GhostNets-Australia-Projekts fanden und sammelten im Gebiet nördlich von Australien im Jahr 2004 mehr als 13 000 verlorene Fischernetze. Eine in der Zeitschrift veröffentlichte Studie beschreibt, dass nur in diesem Gebiet in "Geisternetzen“ 4866 bis 14 600 Schildkröten gefangen wurden.


Grüne Meeresschildkröte verwickelt in einem weggeworfenen FischernetzGrüne Meeresschildkröte verwickelt in einem weggeworfenen Fischernetz 

Wie werden Tiere vom Plastikmüll getötet?

Nach Angaben der Organisation der Vereinigten Nationen tötet Plastikmüll jedes Jahr bis zu einer Million Seevögel, 100 Tausend Meeressäuger, Meeresschildkröten und unzählige Fische.


Das Internet ist seit langem mit Bildern von Schildkröten überflutet, die mit Plastiktüten erstickt werden und Seepferdchen mit Einweg-Wattestäbchen. Und es kommen immer mehr konkrete Beweise hinzu.


Ein toter Walfisch, der im Herbst 2018 am Strand der indonesischen Insel Sulawesi gefunden wurde, hatte fast 6 kg Kunststoffmüll im Magen. Unter anderem handelte es sich um Strandschuhe, Kunststoffflaschen, Einkaufstaschen, mehr als hundert Einwegbecher und mehr als ein Tausend kleine Kunststoff-Bruchstücke.

 

  • Es wird angegeben, dass mehr als 40% aller Wal-, Delphin-, Schweinswal-, Meeresschildkrötenarten und etwa 36% der Seevögel Abfälle im Meer verzehrten. Die betroffenen Meerestiere füllen mit Kunststoff-Bruchstücken ihren Magen und sterben buchstäblich an Hunger.
  • In alten Fanggeräten werden bei sog. "ungewollten Fängen“ Fische, Schildkröten, Seevögel und Meeressäuger gefangen. Laut der Wohltätigkeitsorganisation World Animal Protection werden in Weltmeeren jährlich 100.000 Wale, Fische, Robben, Schildkröten und andere Meerestiere getötet.
  • Die Kunststoffe im Wasser schaden auch auf einem anderen Weg. Diese wirken auch als Magnet für fettige und gefährliche Substanzen, die dann sowohl auf Fische als auch auf Menschen giftig wirken, der dann die Meerestiere auf dem Teller hat.
  • Wie Gift wirken auch einige chemische Substanzen, die in Kunststoffen enthalten sind, und welche die Meerestiere schwächen oder töten können. Diese Substanzen wirken krebserregend oder beeinträchtigen die Reproduktionsorgane, was wieder die Population von Fischen, Vögeln und anderen Tieren bedroht.
  • Schwimmende Abfälle können auch zur Verbreitung invasiver Arten dienen.
  • In vielen Gebieten ist die Kunststoffkonzentration bis zu sieben Mal höher als die von Zooplankton, was durch die Forschung von Algalita, einem unabhängigen in Kalifornien ansässigen Meeresforschungsinstitut, belegt wurde.

Mikroplastik

Die Meere und Ozeane werden meistens nicht von den nicht sichtbaren Kunststoffen verschmutzt. 92% von mehr als fünf Billionen auf der Oberfläche schwimmenden Kunststoff-Bruchstücken werden vom sogenannten Mikroplastik gebildet. Es handelt sich um kleine Partikel mit dem Durchmesser von bis zu 5 Millimetern. Diese stellen nicht nur in Meeren ein ernstes Problem dar, in großen Mengen finden wir sie auch im Trinkwasser.

 

Das härteste Rennen der Welt, das Volvo Ocean Race, ist eine sympathische Kombination aus Sport, Wissenschaft und Ökologie. Seit einigen Jahren wird direkt während des Rennens eine Karte von Mikroplastik in den Ozeanen erstellt. Darüber hinaus hat das Ocean Race auch einige Grundregeln für den Umgang mit Plastik in den Meeren und Ozeanen aufgestellt - so dürfen beispielsweise während des Rennens keine Einwegplastikgeschirre verwendet werden, und nur gleichgesinnte Unternehmen, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben haben und alles daran setzen, ihren Plastikfußabdruck zu verringern, können Partner des Rennens sein. Darüber hinaus schafft das Ocean Race eine neue Generation von Meeresschützern durch seine pädagogische Herausforderung, indem es Kindern auf der ganzen Welt hilft, die Probleme zu verstehen, die unsere Meereswelt betreffen.

 

Mikroplastik verbirgt sich in bis zu 80 % des Leitungswassers. Und wie kommen sie ins Wasser? Zum Beispiel durch das Waschen von Wäsche mit einem Mikrofasergehalt. Dazu gehören z.B. beliebte Fleece, Nylon, wasserdichte Stoffe und Materialien, die zur Herstellung von Sportbekleidung verwendet werden. 

Zeit zur Änderung

Ozeane kämpfen auch mit anderen großen Problemen. In Gewässern kommt eine ganze Reihe von toxischen Stoffen vor, die das Gleichgewicht des gesamten Ökosystems irreversibel gefährden. Ein brennendes Problem ist zurzeit auch die nicht regulierte Fischerei sowie Überfischung einiger Arten. Das größte Problem, das unsere Ozeane bedroht, ist jedoch ganz bestimmt der Klimawandel.

 

Dem Schutz von Meeren, der Bildung sowie Aufklärung widmen sich viele Wohltätigkeitsorganisationen und Projekte. Auch die Regierungen der einzelnen Länder sowie internationale Gemeinschaften sind sich der Wichtigkeit des Problems bewusst und diskutieren mögliche Maßnahmen.


Schöner weißer Sandstrand und tropisches MeerSchöner weißer Sandstrand und tropisches Meer 

Und wie kann es von Seglern geändert werden?

Kann es von Seglern selbst verändert werden? Überraschend einfach. Zum Schluss bieten wir deswegen einige sehr einfache Tipps für Anfänger, die das Leben an Bord keineswegs komplizieren. Jeder Schritt zählt und unsere täglichen Tipps kosten Sie darüber hinaus nicht viel.

 

  • Lassen Sie auf Ihrem Boot kein Plastikgeschirr, -taschen und -tüten herumliegen. Sie können leicht wegfliegen. Wenn es ein bisschen möglich ist, vermeiden Sie das Plastik auf dem Boot vollständig.
  • Werfen Sie keine Zigarettenstummel ins Meer. Die gefangenen Schadstoffe enthalten auch Plastikstoffe, und darüber hinaus zerstören diese Korallen.
  • Führen Sie konsequente Sortierung Ihrer Abfälle durch. Planen Sie Ihre Ruhepausen in umweltfreundlichen Boothäfen, in denen mit Abfällen verantwortungsvoll umgegangen wird.
  • Ideal wäre es natürlich, wenn keine Abfälle entstehen würden. Darum wählen Sie bei Ihren Einkäufen lieber Verpackungen ohne Einwegkunststoff, verwenden Sie lieber Stoffeinkaufstaschen, und kaufen Sie lieber auf heimischen umweltschonenden Märkten ein.
  • Verwenden Sie keine Sonnenschutzcremes, die Korallen zerstört. Ersetzen Sie diese durch Cremes auf Basis mineralischer Filter, z. B. mit Zinkgehalt.
  • Nehmen Sie ein biologisch abbaubares, nicht parfümiertes Waschmittel auf Ihr Boot mit. Es gibt viele sehr wirksame Produkte auf dem Markt, die z.B. auch sehr fettige Töpfe waschen können.
  • Versuchen Sie, anstatt kleiner PET-Flaschen größere Behälter oder Kanister zu kaufen. Sie passen bequem auf Ihr Boot und jeder kann jederzeit seine eigene Flasche mit frischem Wasser füllen.
  • Wenn Sie Kinder haben oder gemischte Cocktails lieben, nehmen Sie einen Edelstahl- anstelle von Kunststoff-Strohhalmen mit.
  • Nehmen Sie an der Strand- und Meeresreinigung teil. Ob innerhalb einer größeren Gruppe oder auch einfach nur Sie selbst.

 

Es gibt Dutzende von Tipps und Tricks für ein abfallarmes und umweltbewusstes Verhalten, und die meisten davon können wir leicht bei unseren Bootsfahrten anwenden. Wir möchten ja mehr Fische als Plastik im Meer. Versuchen wir deswegen nach und nach ökologisch verantwortungsvolle Schritte zu machen.

 

Möchten Sie die Auswirkungen Ihrer Bemühungen bei Ihren Fahrten, beim Schnorcheln und Schwimmen im reinen türkisfarbenen Meer an weißen Stränden mit eigenen Augen sehen?

Ich helfe Ihnen gerne bei der Auswahl Ihrer Yacht, bitte kontaktieren Sie mich.