Im Laufe der Geschichte haben Seefahrer und Abenteurer verschiedene Methoden angewandt, um ihre Position und Richtung auf See zu bestimmen, und potenzielle Gefahren wie Untiefen und Felsen zu erkennen, die sie auf Seekarten markierten. Um sich aus der Ferne zu verständigen, entwickelten sie ein spezielles Signalsystem. Heutzutage haben Seeleute Zugang zu einer breiten Palette hochentwickelter und zuverlässiger Instrumente und Systeme für die Navigation, Kommunikation und Informationsbeschaffung. Zu diesen Hilfsmitteln gehören Radar, Funkgeräte, analoge und digitale Navigationsinstrumente und das moderne AIS-System. Mit diesen Hilfsmitteln sind moderne Seeleute und Kapitäne nicht mehr nur auf die Sterne, den Kompass und Leuchtturmsignale angewiesen. Wie genau funktioniert das AIS-System, um Kollisionen zu vermeiden, und welche Vorteile bietet es?
AIS hilft bei der automatischen Identifizierung eines Schiffes und seiner Route
In der Seeschifffahrt steht AIS für Automatic Identification System (Automatisches Identifizierungssystem) und ist ein Instrument zur Ortung, Identifizierung und Unterstützung der Navigation. Obwohl es einige Funktionen mit dem Radar gemeinsam hat und oft mit ihm in Verbindung gebracht wird, unterscheidet es sich in vielerlei Hinsicht und sollte nicht mit dem Radar verwechselt werden. Ein Radar ist teurer und komplexer, und funktioniert nach dem Prinzip, Wellen auszusenden, die an Schiffen, Hindernissen und anderen Objekten in der Nähe abprallen. Die reflektierten Wellen werden dann auf einem Radarbildschirm angezeigt.
Grundsätzlich ist das AIS ein System, das regelmäßig Informationen über die Position, die Geschwindigkeit, den Kurs und die Identifikationsdaten eines Schiffes sendet und empfängt. Sein Hauptzweck besteht darin, ein Identifizierungsnetz zwischen Schiffen, zwischen Schiffen und Land sowie zwischen Landstationen aufzubauen, um Kollisionen auf See zu verhindern. Die Informationen werden über Satelliten- oder Internetverbindungen ausgetauscht und können von allen mit AIS ausgestatteten Schiffen empfangen werden. Während größere Schiffe nach dem Seerecht mit AIS ausgerüstet sein müssen, ist dies für kleinere Schiffe, wie z. B. Charterboote, nicht vorgeschrieben. Nichtsdestotrotz kann die Verwendung von AIS die Navigationssicherheit für alle Schiffe erheblich verbessern.
The Airborne AIS system, © Agung Wahyudiono
Mit Hilfe eines UKW-Funkgeräts, das in der Regel in den meisten Charterbooten eingebaut ist, sendet das automatische Identifizierungssystem vorkonfigurierte Informationen wie Name, Typ, Größe, Position, Geschwindigkeit und Kurs des Schiffs. VHF, ein Akronym für Very High Frequency, wird von AIS zur Übertragung von Signalen verwendet. Das Frequenzband für UKW-Funkübertragungen reicht von 130 MHz bis 174 MHz, während der für die Schifffahrt reservierte Bereich als MARINE bezeichnet wird und bei etwa 156 MHz arbeitet.
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Wie funktioniert das AIS?
Das AIS-System verwendet ein UKW-Funkgerät, um im MARINE-Band zu senden, das für die Schifffahrt reserviert ist. Die Daten werden zwischen 2 und 10 Sekunden aktualisiert, wenn das Schiff in Bewegung ist, alle 3 Minuten, wenn es vor Anker liegt, und einmal alle sechs Minuten werden andere sekundäre Daten aktualisiert.
Innerhalb von ASI gibt es zwei Klassen. AIS Klasse A wird von großen Transport- und Handelsschiffen verwendet (insbesondere von Schiffen mit mehr als 300 BRZ, kommerziellen Fähren und Fischerbooten mit mehr als 15 Metern Länge). Dabei handelt es sich um teure und hochentwickelte Geräte, die große Datenmengen verarbeiten können, die für kleinere Schiffe nicht einmal angegeben werden können. AIS-Geräte der Klasse B sind billiger, einfacher und für private Yachten und Charterboote geeignet. Die zweite Klasse überträgt weniger Daten, die alle 30 Sekunden aktualisiert werden, und die Signalreichweite beträgt etwa 10 Seemeilen. Die einzige Ausnahme ist, wenn das Schiff schneller als 14 Knoten fährt, dann werden die Positionsdaten des Schiffes schneller aktualisiert.
Weitere praktische Tipps für einen reibungslosen Ablauf:
Dank des AIS-Systems können wir eine breite Palette von Daten senden und empfangen. Zum besseren Verständnis lassen sich diese in mehrere Gruppen unterteilen:
1. Statische Informationen (werden alle 6 Minuten oder auf Anfrage übertragen):
- MMSI-Nummer (ein eindeutiger neunstelliger Code für die Kommunikation)
- IMO-Nummer (feste Rumpfnummer)
- Name des Schiffes und Rufzeichen
- Länge und Breite des Schiffes
- Schiffstyp
- Standort der Ortungsantenne
2. Dynamische Informationen (abhängig von Geschwindigkeit und Kursänderung)
- Schiffsposition mit Angabe der Genauigkeit der Messung
- Zeitstempel der Position (in UTC Ortszeit)
- Kurs über Grund (COG)
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3. Kreuzfahrtbezogene Informationen (werden alle 6 Minuten, bei Datenänderungen oder auf Anfrage gesendet)
- Tiefgang des Schiffes
- Art der Ladung
- Zielort und voraussichtliche Ankunft
- Reiseroute (Wegpunkte)
4. Sicherheitsrelevante Kurznachrichten – eine Textnachricht in beliebigem Format, die an einen oder mehrere Empfänger in Reichweite gerichtet ist (z. B. Informationen über eine fehlende Boje, Sichtungen von Eisbergen und anderen unerwarteten Hindernissen usw.).
Wie man eine Kollision mit AIS vermeidet
Alle Ortungs- und Navigationssysteme sind ein sehr gutes Mittel, um eine Kollision mit einem anderen Schiff oder eine andere Kollision zu verhindern. In der Praxis ist es jedoch immer wichtig, sich auf den eigenen gesunden Menschenverstand, die eigene Erfahrung und die Beobachtung der tatsächlichen Situation zu verlassen. Insbesondere auf hoher See und in stark befahrenen Gewässern können Sie nicht davon ausgehen, dass alle Boote mit AIS ausgestattet sind, da dies für kleinere Schiffe und Sportboote nicht vorgeschrieben ist. Es kann auch vorkommen, dass große Schiffe, die mit AIS der Klasse A ausgerüstet sind, die Übertragungen von AIS-Geräten der Klasse B herausfiltern. Wenn die Situation in irgendeiner Weise unklar ist, oder Sie sich nicht sicher sind, sind Sie immer verpflichtet, zu versuchen, eine Kollision zu vermeiden. Zusätzlich zu den Instrumenten an Bord und den Ortungs- oder Navigationssystemen ist eine ständige Beobachtung Ihrer Umgebung von großem Nutzen. Wir haben einen praktischen Leitfaden für Sie vorbereitet, wie Sie die Entfernung auf See einschätzen können.
AIS-Systeme sind mit einem Alarm ausgestattet, der Sie auf die Gefahr eines möglichen Zusammenstoßes aufmerksam macht. Aus den Daten können Sie ersehen, in welcher Entfernung die Schiffe vorbeifahren werden und wann diese Situation eintreten wird. Allerdings handelt es sich dabei nur um indikative Daten. Vor allem bei manuell gesteuerten Booten, deren Geschwindigkeit und Richtung je nach Wellengang, Strömung und Windböen schwanken. In stark befahrenen Gewässern kann der Alarm auch dann ausgelöst werden, wenn vom Boot aus kein anderes Schiff zu sehen ist.
Sie können sich die Daten des AIS-Systems zusammen mit anderen Daten wie Ihrer Position, dem Ufer, Untiefen, Bojen, Leuchttürmen und anderen Schiffen in der Nähe auf einem Kartenplotter anzeigen lassen. Heutzutage ist es kein Problem mehr, die Daten auf Ihr Smartphone, Tablet oder Ihren Computer zu übertragen. Wenn Sie auf einer Privatyacht oder einem Charterboot unterwegs sind, können Sie die ASI-Übertragung jederzeit ausschalten (so genannter AIS-Silent-Modus). Dies ist praktisch, wenn Sie in gefährlichen Gewässern segeln oder ankern. Während Sie für andere Schiffe im System unsichtbar sind, können Sie die Schiffe sehen, die das ASI-Signal senden.
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