Wie haben sich die Ozeane in den letzten 30 Jahren verändert? Es soll dort viel größere Wellen und stärkere Winde geben. Das hat die Studie der Wissenschaftler aus der Universität Melbourne gezeigt, die in der prestigevollen Zeitschrift Science Ende April erschien und die die Ergebnisse einer langjährigen Forschung zusammenfasst.
Wie ist die Forschung verlaufen?
Die Untersuchung verlief über 33 Jahre, in einem Zeitraum von 1985 bis 2018, und ihr Ziel war, die Trends in der Windgeschwindigkeit und Wellenhöhe festzustellen.
Die Forscher hatten Daten zur Verfügung, die gleichzeitig 31 Satelliten verfolgt und versendet haben. Diese waren mit verschiedenen Spitzengeräten für Wellenhöhe-, Windgeschwindigkeit- und Windrichtung-Messung (Radiometer, Streustrahlungsmesser, Höhenmesser) ausgestattet. Insgesamt haben diese Satelliten während der Forschung beachtliche 4 Milliarden von Messungen durchgeführt.
Die Messungen wurden durchlaufend mit Daten aus 80 Ozeanbojen konfrontiert, die über die ganze Welt verteilt waren. Daher handelt es sich um die größte und detaillierteste Datenkollektion ihrer Art.
Wo der Wind am stärksten bläst?
Eine zunehmende Windstärke konnten die Wissenschaftler über allen Ozeanen feststellen. Eindeutig haben sie den rasantesten Anstieg der Winddurchschnittsgeschwindigkeit auf der südlichen Halbkugel registriert.
Die größten Unterschiede bestanden immer in Extremwerten, was die Momente betrifft, wenn der Wind am stärksten braust. Im Vergleich weht jetzt der Wind bei einer starken Bö durchschnittlich um 5 Stundenkilometer schneller als vor 30 Jahren.
Als die Region, wo zu dem deutlichsten Zuwachs der Durchschnittsgeschwindigkeit der Winde kam, gilt der Südliche Ozean. Ein schwächerer, aber trotzdem positiver Trend war auch im äquatorialen Pazifik und im Nordatlantik zu registrieren. Die restlichen Gebiete der Welt weisen nur kleine oder gar keine Erhöhung auf.
Stärkere Winde konnten die Forscher über allen Ozeanen feststellen
Und umgekehrt ausgedrückt gibt es keine bedeutenden Regionen, wo die Windgeschwindigkeiten senken.
Wie verändert sich die Wellenhöhe?
Ein stärkerer Wind verursacht dann natürlich auch höhere Wellen am Meer. Die Extremwerte sind gegenüber den 90er-Jahren bis zu 30 Zentimeter angewachsen. Und dieser Unterschied kann schon von erheblicher Bedeutung sein.
Die Forscher aus der Universität Melbourne sind der Meinung, dass diese Superwellen in Kombination mit steigenden Meeresspiegeln zu häufigeren Überflutungen aber auch zu einer schnelleren Küstenerosion führen können. Bedroht seien neuerdings auch alle Orte, die bisher hinter ihren Schutzdämmen sicher waren. Gegen höhere Wellen können diese in der Zukunft ungenügend sein.
Hängen stärkere Winde und höhere Wellen mit dem Klimawandel zusammen?
Es wäre vorzeitig aktuelle Ergebnisse nur mit dem Klimawandel zu verbinden, der auch weitere Auswirkungen wie Extremwetter einschließlich Dürren, Hitzewellen und Hochwasser mit sich bringt. Die Wissenschaftler sind aber davon überzeugt, dass auch die Forschungsergebnisse auf die Klimaänderung deuten.
Sie fügen jedoch auch hinzu, dass die Erhöhung von Windgeschwindigkeiten durch zyklische Klimaschwankungen wie El Niño und durch Temperaturänderungen im Südpazifik verursacht sein könnte, zu denen es jede zwei bis sieben Jahre kommt.
Ein Anstieg von 5 % beim Wind und von 8 % bei den Wellen scheint nicht schwindelnd zu sein, falls sich aber die Klimaänderungen weiterentwickeln, wird nach Professor Young auch diese kleine Veränderung grundsätzliche Konsequenzen haben.
Er warnt vor dem Meeresspiegelanstieg und negativen Auswirkungen für die ganze Umwelt, und das alles mit potenziell katastrophischen Folgen. Die Änderungen können sich zum Beispiel in Stürmen mit einer größeren Vernichtungskraft auswirken, die die Effekte des Meeresspiegelanstiegs noch verstärken würden. Außer schon erwähnten Überflutungen und Erosion kann dieser Zustand auch für Schiffe gefährlich sein und darüber hinaus kann er zur Gletscherschmelze beitragen.
Zusammenhänge zwischen dem Klimawandel und größeren Wellen am Meer können jedenfalls beobachtet werden: der Ozean wird wärmer, was wiederum die niedrigste Schicht der Atmosphäre erwärmt und infolgedessen die Winde stärker werden. Ohne Zweifel gilt dabei, dass stärkere Winde und größere Wellen die Auswirkungen der Klimaänderung verschlechtern können, sei sie verursacht, wodurch sie wolle.
Werden die Ozeanwellen und - winde noch höher und stärker?
Wie wird die weitere Entwicklung aussehen und wie kann man die Forschungsergebnisse nutzen? Die Wissenschaftler planen, die 4 Milliarden Messungen zur Bildung von globalen Klimamodellen auszunutzen, und zwar für einen Zeitraum bis zu 100 Jahre. So sollen sie imstande sein, weitere Entwicklung vorherzusagen und darauf zu reagieren.
Laut Professor Young könne die Forschung auch dabei behilflich sein, die durch den langfristigen Klimawandel verursachten Änderungen von den kurzfristigen Schwankungen und natürlichen Zyklen zu unterscheiden.
TIP
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Quelle:
Multiplatform evaluation of global trends in wind speed and wave height
Ian R. Young and Agustinus Ribal (Department of Infrastructure Engineering, University of Melbourne, Melbourne, Australia. Department of Mathematics, Faculty of Mathematics and Natural Sciences, Hasanuddin University, Makassar, Indonesia).