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Ein Segeltörn um die Kanarischen Inseln zu Pandemie-Zeiten

Ein Segeltörn um die Kanarischen Inseln zu Pandemie-Zeiten

Wie ist das, um die Kanarischen Inseln zu segeln? Was sollte man sich unbedingt anschauen und worauf muss man achten? Wie sind COVID-Einschränkungen und Segeltörns unter einen Hut zu bringen? Das verrät uns Láďa Kalina, der im Februar 2021 dort war und vor Ort sogar seine 20 000. Segel-Seemeile feiern konnte!

Wie ist das, um die Kanarischen Inseln zu segeln? Was sollte man sich unbedingt anschauen und worauf muss man achten? Wie sind COVID-Einschränkungen und Segeltörns unter einen Hut zu bringen? Das verrät uns Lada Kalina, der im Februar 2021 dort war und vor Ort sogar seine 20 000. Segel-Seemeile feiern konnte!


Autor der Fotos ist Jan Hesoun.


Anfang Februar sind wir auf Teneriffa gelandet, ein Taxi der Charterfirma hat da auf uns gewartet, unterwegs zum Hafen haben wir noch was eingekauft und uns rasch in Radazul eingeschifft.


Schon zum vierten Mal habe ich ein Boot von der Firma Alboran. Das ist in diesem Revier für mich die eindeutige Wahl Nummer Eins. Sie haben sowohl alte Boote für gutes Geld, aber auch neue Boote. Alle sind auf alle Fälle in einem gutem Zustand, die Übergabe ist zwar etwas langwierig, dafür aber sorgfältig und professionell.


Jetzt nur noch etwas Gutes zum Abendessen und uns dann für Morgen ausschlafen. Wir wollen Teneriffa von Nordosten her umsegeln, damit wir für die lange Reise nach Gomera immer guten Wind haben. Der soll angeblich etwa 3 Tage lang von Nordost blasen. So entgehen wir dem Windschatten und sind die ganze Zeit unter Segel. Wir haben das Boot Sun Odyssey 519 Jerez mit einem ganz neuen, durchgelatteten Großsegel. 

 


Gleich morgens stechen wir dann in die ziemlich aufgewühlte See. Nachdem wir die Insel Roque de Dentro umsegelt haben, geraten wir jedoch in hohe Kreuzsee, die einem Teil der Besatzung - mir auch nicht - so ganz guttut.


Ich stelle mich also ans Steuer und löse die an Übelkeit Leidenden ab. Aber die Lage wird nicht besser. Wir können keine Höhe holen, und ein Segeln vor dem Wind ist nicht in Aussicht. Nach etwa einer Stunde überlege ich es mir anders und wende das Boot. Wir umsegeln Teneriffa östlich. Wir kehren dicht an der Küstenlinie entlang zurück, um so schnell wie möglich auf ruhigere See im Windschatten zu kommen, unterwegs kreuzen wir zwischen vor Anker liegenden Riesenpassagierschiffen hindurch.



Als es uns wieder wohler ist, versuchen wir in den Mittelkanal zwischen Gran Canaria und Teneriffa hineinzufahren, um den Einfluss des Windschattens zu minimieren. In der Nacht kommen wir jedoch eh nicht um die Windstille herum und fahren etwa 5 Stunden mit Motor. Morgens sind wir wieder unter Segeln, und so kommen wir zur Insel La Gomera im halben Wind/am Wind. Wir haben bereits 117 Nm hinter uns gebracht!



Auf La Gomera haben wir noch nie Probleme mit dem Autoverleih gehabt. Aber dieses Jahr ist das wegen COVID anders. Erst vor dem Mittag gelingt es uns, einen Sandero auszuleihen, und so machen wir in Gruppen einen Ausflug.



Die erste Gruppe steigt außerdem noch unter ungünstigen Bedingungen auf den Gipfel des Alto de Garajonay 1487 m ü. M.hinauf. Danach treffen wir uns alle auf dem Parkplatz zu einem ausgiebigen Sandwich-Mittagessen, um danach in den Lorbeer-Urwald zu wandern. Ein Teil von uns geht zu Fuß nach El Cedro, und ich bringe die anderen nach dem Besuch der Laguna Grande in den Hafen.


 

Es muss gesagt werden, dass das Navi Waze nicht sonderlich gut funktioniert, off-line Mapy.cz sind dagegen viel besser. Nach dem Dunkelwerden gehen wir Abendessen ins Restaurant, wo man uns alle an einem Tisch platziert.



Morgens erledigen wir die Hafenformalitäten (das Büro ist in den ersten Stock über der Tankstelle umgezogen), und vor 10 Uhr machen wir uns über die südliche Trasse auf nach El Hierro. In veränderlichen Raumshots und halbem Wind probieren wir das Gennaker aus (leider ist es für unser Boot recht klein), deshalb fahren wir einen Teil der Trasse im Windschatten mit Motor.



Insgesamt dauert das ein bisschen, und in La Restinga laufen wir wieder erst im Dunkeln ein. Diesmal legen wir an der Hafenmauer an und lassen die Taue genügend locker. Am Morgen wird uns am Hafen ein Lieferwagen bereitgestellt (das Ergebnis zweimonatiger Verhandlungen) und wir brechen auf einen ganztägigen Ausflug auf.



Auf El Hierro gibt es nur am Flughafen einen Autoverleih, und der ist ziemlich weit entfernt von La Restinga. Deshalb empfehle ich, sich immer vorher schon ein Auto zu mieten und seine Übergabe am Hafen zu verabreden.

Wir besuchen den Aussichtspunkt über der Stadt Frontera in einer Höhe von 1360 m ü. M. mit einem Blick zu den Inseln La Palma, Gomera und Teneriffa. Danach fahren wir mit dem Auto bis zum höchsten Gipfel von Hierro, den Berg Malpaso 1501 m ü. M.



Die Aussicht ist bei klarem Wetter atemberaubend, ist doch der Pico de Teide 150 km entfernt. Nach dem Mittagessen fahren wir über einen holprigen Feldweg ans Meer. Unterwegs besuchen wir die Kirche Ermita de la Virgen de Los Reyes und die nahe Einsiedlerhöhle Cueva del Caracol.


Dann kommen wir beim Leuchtturm Faro de Punta Orchila ans Meer, an der Stelle des ehemaligen spanischen Null-Meridians. In der Nähe gibt es einen Lavatunnel, der zugänglich aber touristisch noch nicht erschlossen ist. Der Tunnel ist 160 Meter lang, stellenweise ziemlich hoch und etwa 5 m breit. Ich empfehle für eine Expedition in den Tunnel gute Taschenlampen mitzunehmen.



Von hier aus fahren wir über die ganze Insel bis in die Stadt Valverde, die wir nun besichtigen. Wohl wegen Covid ist sie aber jetzt eher eine Geisterstadt. Im Restaurant dürfen wir zu viert an einem Tisch sitzen. Abends kehren wir in die Marina zurück, geben das Auto zurück, essen auf dem Boot zu Abend und stechen auf nächtliche Segeltour nach La Palma in See. Wir fahren leider fast in Windstille in den Hafen Tazacorte ein. Früh morgens vor 9 Uhr melden wir uns in der Marina. Dort warten aber schon zwei Autos auf uns, also dürfen wir die Zeit nicht verbummeln. Unser Vormittagsplan ist der Weg auf den Grund des Kraters.



Letztes Jahr sind wir zu Fuß vom Hafen dorthin gegangen, was nicht gerade die beste Idee war. Nun überwinden wir bequem den Höhenunterschied und laufen schon bald im ausgetrockneten Flussbett auf dem Grund des Vulkans herum. Ab und zu erscheint Wasser und verschwindet wieder, Mäander wechseln einander ab und die wilde Natur ist atemberaubend.


Den Nachmittag verbringen wir im Hafen bei einem Mittagessen im Restaurant (wieder zu viert am Tisch) und mit gründlicher Hygiene. Am späten Nachmittag brechen wir noch einmal mit den Autos zum Gipfel des Kraters auf, aber zum Roque de Los Muchachos 2426 m ü. M. kommen wir nicht, weil die Straße gesperrt ist.

 


Sie ist wegen Schnee gesperrt. So genießen wir wenigstens den zauberhaften Sonnenuntergang und warten lange, bis es ganz dunkel geworden ist. Dann sind die Sterne zu Greifen nahe und anders als letztes Jahr stört der Mond beim Sternezählen nicht. Allein im Sternenbild Orion sehen wir wohl 100.



Man erkennt es kaum, abgesehen davon, dass wir es schon ein paar Tage lang vom Meer aus gesehen haben. Dieser Anblick von Millionen Sternen, davon kriegt man nicht so schnell genug.


Die nächtliche Rückkehr in den Hafen erinnert an das berühmte Motorradrennen der 300 Kurven von Gustav Havel.



Am Morgen brechen wir wieder auf, wir umsegeln La Palma von Nordwesten und steuern Selvagem Grande an. Leider haben wir wegen Covid keine Genehmigung, vor Anker zu gehen – also vielleicht ein anderes Mal.


Wir haben Glück mit dem Wind, so wenden wir uns in der Nähe von Selvagem Grande leicht nach Osten in die die Meerenge zwischen Lanzarote und La Gracioza. Im Hafen Caleta del Sebo haben sie wie erwartet keinen Platz für uns (wir werden auf die Notwendigkeit aufmerksam gemacht, vier Tage im Voraus zu reservieren), und so gehen wir nach Plan nach 280 Nm vor dem Hafen vor Anker.



Endlich bade ich im Meer und fische mir den erträumten Thunfisch von Rio Mare.


Am nächsten Morgen haben wir bei der Abfahrt ein Problem mit dem Anker. Ich habe am Abend die Sicherungsschraube am Steuer angezogen und das scheint nach der Entsicherung immer noch gesichert zu sein. In der Steuersäule sind knarrende, quitschende Geräusche zu hören und das Rad dreht sich mächtig schwer. Nun kontrollieren wir, bereits unterwegs, den gesamten Steuermechanismus, finden aber die eigentliche Ursache nicht.


Schließlich schmieren wir die Welle des Steuerrads mit Öl. Das hilft ein bisschen, aber das Knarren und Quietschen ist nach ein paar Meilen wieder da. Wir sagen uns, dass das zwar ein unangenehmer Defekt ist, der aber unsre Segeltörn nicht gefährdet, und so steuern wir immer noch auf die Marina Rubicón im Süden von Lanzarote zu.



Es ist merkwürdig, dass sich der Arretierungsring des Steuerrads aus seinem Bolzen gelöst hat (das ist ein etwa 10 cm langer Bolzen, der normalerweise mit dem Ring verbunden ist). Das ist der Grund für den Defekt. Wir ziehen den Bolzen mit großer Kraft und einer Zange aus der Achse des Steuerrads heraus. Hurra, der Defekt ist behoben. In die Marina Rubicón segeln wir nach Sonnenuntergang ein und werden schon erwartet. Am Morgen mieten wir ein Auto und brechen gemeinsam von Südwesten her auf einen Ausflug auf. Zuerst fahren wir in die Saline, um Meersalz zu holen.



Dann besuchen wir den Kessel Los Hervideros, heute ist die Brandung leider nicht die allerstärkste, aber auch so ist das Erlebnis lohnenswert. Es folgt die Laguna Verde.



Wir begeben uns ebenfalls zur größten touristischen Attraktion der Insel, dem Vulkannationalpark. Der Abschluss mit einem guten Essen ist jedoch in dieser Zeit schwierig. Wir passen nicht ins Restaurant hinein, denn es dürfen nur zwei an einem Tisch sitzen auf Lanzarote.



Schließlich bekommen wir in San Bartolomé doch noch etwas zu Essen, aber wir verlieren kostbare Zeit. Da ahnen wir noch nicht, dass wegen Covid ab 17 Uhr alles geschlossen wird. Also kommen wir nicht in den Kaktusgarten Jardin de cactus hinein, und den Lavatunnel Jameos del Agua, die Höhle Cueva de los Verdes können wir auch vergessen.



Den bekannte Weingarten La Geria, wo wir uns letztes Jahr ziemlich lange aufgehalten haben, schaffen wir leider auch nicht. Zum Glück gibt es deren Weine im hiesigen Supermarket, also die Feier am Abend ist gerettet. Wir essen auf dem Boot zu Abend und feiern. Heute bin ich nämlich 20000 Seemeilen gesegelt.

 


Am Morgen will keiner so recht aus der warmen Koje raus. Trotzdem bringen wir das Auto zurück, erledigen die Hafenformalitäten und erfahren von mehreren Seiten die schlechte Nachricht. Die Insel Fuerteventura freut sich nicht auf uns. Wir werden nicht im Hafen Morro Jable vor Anker gehen können und uns auch kein Auto leihen können. Na gut, dann halt das nächste Mal. 


Wir stechen in See mit dem Plan, vor Morro Jable den Anker zu werfen. Der Wind wird fühlbar schwächer, er bläst weder weit auf dem Meer draußen noch nah an der Küste. An der Ankerstelle kommen wir im Dunkeln an, als drittes Boot. Es weht, als ob er uns ärgern will, bis zum Morgen ein Wind mit etwa 20 Knoten. Die Wellen gehen quer zum Wind, also rollen wir die ganze Nacht ganz schön. Der Anker vom Typ Rocna an einer Edelstahlkette, ist mit 2800 Umdrehungen angezogen und hält wie angenagelt. Also ist die Nacht so ganz okay. Am Morgen schwächt der Wind ab und ändert die Richtung. Bis Gran Canaria erwartet uns eine lange Tour mit Kreuzen vor dem Wind. Beim Segeln vor dem Wind hat es sich für uns bewährt, Hilfsschote am Genua geführt direkt von der Achterwinde wie am Gennacker zu verwenden.


Nach 73 Nm kommen wir mit dem Dunkelwerden in Las Palmas an. Hier übernachten wir nur, und morgens geht´s wieder auf in die Wellen. In stärker werdendem Wind segeln wir diesmal wunderbar bis vor Radazul auf Teneriffa. In der Marina ist keine Menschenseele mehr, und so legen wir bei der Tankstelle an und gehen ins Restaurant Abendessen. Die Situation hat sich bezüglich der Restriktionen in den 14 Tagen geändert, heute können wir zu sechst an einem Tisch sitzen. Nach 13 Tagen Törn haben wir 773 Nm hinter uns (bei zwei anderen Seglern zeigt Navionics sogar 820 Nm an).



Also morgens bleibt uns nur noch mit der Hilfe von Alboran das Testlabor auszusuchen, das in Richtung Flughafen liegt, das Boot zu übergeben (ohne Mängel) und der Zukunft wie auch immer entgegenzublicken.


Nach mehreren Törns in diesem Revier kann ich nur eine zweiwöchige Tour empfehlen. Mit ein wenig gutem Willen und ein paar Nachtfahrten kann man die ganze Inselgruppe absegeln. Wenn Sie der Vorbereitung der Segeltörn und der Kommunikation mit den Autoverleihen ein paar Nächte widmen, können Sie die Tour als Kennenlernreise betrachten. Dann werden Sie gerne und oft in dieses Paradies zurückkehren.

Autor: Ladislav Kalina, Yaching-Instrukteur 

Autor der Fotos: Jan Hesoun


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