Coronavirus hat über 50 Tage lang ein Segelboot in Kap Verde gefangen gehalten

Coronavirus hat über 50 Tage lang ein Segelboot in Kap Verde gefangen gehalten

Jakub ist Absolvent unserer Segelschule und um direkt Erfahrungen zu sammeln hat er nicht gezögert und sich vor acht Wochen auf den Weg nach Kap Verde gemacht. Wie gehen sie mit Proviant um und welche Probleme mussten sie beim Segeln auf dem Atlantik überwinden? Was kommt als nächstes?

Jakub ist Absolvent unserer Segelschule und um direkt Erfahrungen zu sammeln hat er nicht gezögert und sich vor acht Wochen auf den Weg nach Kap Verde gemacht. Während des Segeltörns wurden er und seine Besatzung mit der Schließung der Grenzen konfrontiert. Seither versuchen sie nach Kap Verde zu kommen.

Wie gehen sie mit Proviant um und welche Probleme mussten sie beim Segeln auf dem Atlantik überwinden? Was kommt als nächstes? 


Jakub Žondra ist Absolvent unserer Segelschule

Von Portugal nach Kap Verde an Bord des Segelschiffs Emma

Es ist ungefähr ein halbes Jahr her, seit ich meinen Kapitänsschein C erhalten habe. Ich hatte auf die nächste Chance gehofft, neue Segelerfahrungen zu sammeln. Das Warten auf die nächste Gelegenheit dauerte nicht lange. Nur wenige Tage nach Abschluss der Tests wurde ich vom niederländischen Kapitän Gery, mit dem ich einmal auf einem Flussboot gearbeitet hatte, gefragt, ob ich daran interessiert wäre, auf seinem Segelboot Emma zu arbeiten, das zu der Zeit in Kap Verde festgemacht war. Emma ist ein 30 Meter langer Ketch, ein wunderschönes 80 Jahre altes Schiff.

 

Das habe ich natürlich bejaht und machte mich einige Monate später auf den Weg nach Nazara, Portugal. Dort traf ich Gerys Kollege und Freund Aaron, den irischen Kapitän des Segelschiffs Emma, auf dem wir zu den Inseln hinuntersegeln sollten.


Aries und Emma


Nach einigen Wochen notwendiger Reparaturen an Motor, Elektronik und Segeln kam auch Gery zu uns und wir konnten endlich lossegeln. Es war Freitag, der 13.3. und wir setzen die Segel in Richtung Kapverdische Inseln. Zu dieser Zeit hatte keiner von uns die Ahnung, dass bald die ganze Welt aufgrund des Ausbruchs einer Pandemie ihre Grenzen schließen und unsere Situation recht kompliziert sein würde…


Atlantikwellen mit kaputten Instrumenten

Emma, eine 60-Fuß-Schaluppe, machte sich auf den Weg zu einem Abenteuer, das länger dauern sollte, als sich jeder von uns vorgestellt hatte. Wir zogen mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von sieben Knoten über den Ozean. In der ersten Woche der Kreuzfahrt hatten wir nur ein paar geringen Probleme. Zum Beispiel fast nicht funktionierende Navigationsgeräte, die ständig kaputtgegangen sind. An das grenzlosen Fliegen aller Dinge, die nicht abgeklebt oder sonst befestigt waren, haben wir uns schnell gewöhnt. Zu unserer Routine gehörten ebenso von Anfang an die unendlichen Stürze vom Bett, als sich Emma durch die Wellen schob.

 

Kochen ist bald zu einer akrobatischen Disziplin geworden, sowie die zwei Schichten am Ruder, bei dem wir uns alle zwei Stunden abgewechselt haben. Aber die Reise an sich war schnell und wir folgten unserem Kurs. Das einzige, was wir seltsam fanden, war die Tatsache, dass wir fast keine anderen Schiffe auf dem freien Meer getroffen haben. Sogar der Himmel war klar und ohne Flugverkehr.


Atlantikwellen mit kaputten Instrumenten


Als wir uns nach sechs Tagen unterwegs den Kanarischen Inseln näherten und mit dem Funkrundgerät wieder Signal und Kontakt erhielten, dachten wir zu träumen. Europa schließt oder hat bereits seine Grenzen geschlossen, ein Eintritt in die Kanarischen Inseln ohne Quarantäne ist unmöglich. Daher keine Schiffe und Flugzeuge also…


Unser Proviant ist Tag für Tag kleiner geworden und die Situation ist ungewiss

Was sollen wir jetzt tun?! Eine Entscheidung wurde zum Glück bald getroffen. Wir werden weitersegeln, Kap Verde ist nämlich immer noch zugänglich und wir haben eine bessere „Überlebenschance“, als lange Zeit auf halber Strecke stecken zu bleiben.

 

Die nächsten Tage brachten uns nicht viel Gutes. Der Autopilot begann sich bei größeren Wellen abzuschalten und auch der Wind wechselte immer häufiger. Besonders nachts ist Jibing zu einer neuen abendlichen Unterhaltung geworden. Zumindest begannen uns die Delfine Gesellschaft zu leisten, sie sprangen tagsüber um den Rumpf und schwammen nachts nur leise durch das glühende Plankton und hinterließen eine helle Spur wie abgefeuerte Torpedos.


Das glühende Plankton


Je näher wir kamen, desto mehr drehte sich das Schiff. Der Schieber des Großsegels am Mast riss ab, was bei starkem Wind den Rückzug erschwerte. Und knapp eine Tagesreise von den Inseln entfernt stieg Rauch unter Deck auf. Unsere Autopilot-Steuereinheit ist komplett abgebrannt…


"Erde am Horizont !!!"

Nach meiner letzten Schicht am Ruder sahen wir endlich die Kapverdischen Inseln!

Wir sind angekommen. Wir haben uns alle etwas ausgeruht und sind in den Yachthafen gesegelt, um uns beim Büro in der Marina zu melden.

 

Man würde sagen, Ende gut, alles gut ... wenn sie nicht die Grenzen des Landes 16 Stunden vor unserer Ankunft geschlossen hätten. Wir waren ratlos. Quarantäne, Einreiseverbot für Land und Hafen. Es sollte angeblich nur vierzehn Tage dauern, bis sie uns hereinlassen. Leider dauerte es einen weiteren Monat, bis sie uns endlich im Yachthafen ankern ließen, aber immer noch ohne Erlaubnis zum Aussteigen!


Sind wir Gefangene von Kap Verde Marina geworden?


Aufgrund der Tatsache, dass unser Proviant bei der Ankunft schon sehr gering war und uns die Einreise verweigert wurde, mussten wir damit beginnen, die Situation operativ zu lösen. In den ersten Tagen bot uns die lokale Seepolizei Hilfe an und brachte uns für die nächsten Tage Wasser und Grundlebensmittel ins Boot.

 

Ihre Begeisterung hielt jedoch nicht lange an und sehr bald brachen sie fast den Kontakt zu uns ab. Erst jetzt begann eine echte "Hektik" und wir haben angefangen mit den lokalen Anglern zu verhandeln.

 

Alles hier ist sehr "tranquilo", also lass uns erstmals abwarten... Zum Glück haben wir es aber immer geschafft die notwendigen Gegenstände für ein geringes Entgelt zu bekommen. Wir sind jedoch besonders den anderen Seglern dankbar, die uns ihre Hilfe angeboten haben und immer noch bereit sind, uns in dieser Situation zu helfen!


Was kommt als nächstes?

 … Wir sind seit der achten Woche unserer Reise hier, immer noch mit Anker und ohne Erlaubnis, das Land zu betreten…

 

 … Ich schreibe diese Nachricht aus Emmas Kajüte. Was kommt als nächstes?

 

… Sind wir Gefangene von Kap Verde Marina geworden? Was ist mit Emma? Das Schiff, für das wir gekommen sind und welches wir zurück nach Holland bringen müssen. Werden wir mit ihr lossegeln können?

 

Aus dem Boottagebuch:

Jakub "Ente" Žondra, ein Mitglied der Besatzung des Schiffes Emma und Aries

Kap Verde 10.05.2020

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